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Pflege im Lockdown

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Pflege im Lockdown

Im Lockdown frage ich mich wie so viele: Wie lange soll das noch so weiter gehen? Es ist für uns alle ein enormer psychischer Druck spürbar – das habe ich noch nie so erlebt. Durch das Besuchsverbot haben unsere Patienten nur uns als soziale Kontakte zur Außenwelt. Abgesehen von Telefonaten mit ihren Angehörigen und Freunden natürlich.

Aber dadurch fühlen sich die Patienten uns Pflegekräften ein Stück weit mehr ausgeliefert als sonst. Denn sie müssen auf den direkten Rückhalt von Vertrauten verzichten. Zugleich sind wir Pflegekräfte immer mehr auch als psychologische Stützen gefragt – denn viele Patienten leiden sehr unter der Einsamkeit im Krankenbett. Die psychische Pflege nimmt unübersehbar zu und verlangt mir und meinen Kollegen einiges ab.

Nicht nur Patienten fehlt der Kontakt

Auch uns Pflegekräften fehlt der übliche Ausgleich zur Arbeit. Normalerweise würde ich nach der Schicht ins Fitnessstudio gehen oder mich mit Freunden in einer Bar oder zum Essen treffen. Das alles ist nun nicht mehr möglich. Natürlich macht Not erfinderisch: Also treffe ich mich gemäß der Eine-Person-Haushaltsregelung bei mir zu Hause zu einem Feierabenddrink oder einer Shisha im Wohnzimmer. Es ist natürlich nicht dasselbe, aber besser als nichts. Denn auch ich brauche soziale Kontakte, um der wachsenden psychischen Belastung Herr zu werden.

Einsamkeit in den Krankenzimmern

Umso mehr verstehe ich unsere Patienten, wenn sie Depressionen entwickeln. Schließich haben sie nur die Möglichkeit eines Telefonats mit Freunden und Familie. Für den persönlichen Kontakt bleiben nur wir Pflegekräfte. Doch der Mund-Nasen-Schutz lässt uns alle gleich aussehen, sodass viele Patienten Schwierigkeiten haben, ihre Bezugsperson zu erkennen.

Kräftezehrende Monate liegen hinter uns

Auch beim Personal steigt die Krankheitsrate von Woche zu Woche stetig an. Die kurzzeitige Schließung unserer Station, also der Unfallchirurgie und Gynäkologie, und der Einsatz auf der Coronastation hat viele Mitarbeiter zusätzlich Kraft gekostet. Ich bin froh, dass unsere Station mittlerweile wieder geöffnet ist und der Betrieb relativ normal läuft. Das Beste daran ist, dass wir als Team wieder vereint sind.

Appell an die Politik

Doch einen Appell hätte ich an die Bundesregierung: Ich würde mir wünschen, dass Pflegekräfte endlich ihre verdiente Anerkennung bekommen würden. Dazu gehören auch Verbesserungen beim Gehalt und den Arbeitsbedingungen. Es hilft uns Pflegenden nicht, wenn auf den Balkonen geklatscht wird. Wir wollen endlich von der Politik gehört werden!

Foto: Wjatscheslaw Schäfer

Wjatscheslaw Schäfer

(Jahrgang 1984) arbeitet in Asklepios Klinik im hessischen Lich in der Nähe von Gießen. Dort ist er Bereichsleiter für Unfallchirurgie und Gynäkologie. Wjatscheslaw wurde in Kasachstan geboren und kam als Kind im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Er arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren als Krankenpfleger und ist seit einiger Zeit auch als Praxisanleiter tätig. Wjatscheslaw beschreibt sich als im Grunde gut gelaunten Menschen, der gerne an die Arbeit geht. Wenn mal etwas schiefgehe, helfe Jammern am Ende niemandem weiter, findet er. Deshalb lautet sein Motto: Kopf hoch, morgen ist ein neuer Tag. Und man sollte möglichst jeden genießen. In seiner Freizeit ist ihm das Training im Fitnessstudio wichtig. Und Zeit für Familie mit seinen vielen Geschwistern, Neffen und Patenkindern.


    Über Uns

    Wir sind Pflege! Denn mit mehr als zwei Millionen Patient:innen sind die Asklepios Kliniken eines der größten Gesundheits-unternehmen in Deutschland. Mehr als 67.000 Mitarbeiter:innen sind rund um die Uhr im Einsatz - ein großer Teil von ihnen als Pflegekräfte.
    Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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