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Ein Tag im Aufwachraum – Pflege ist viel mehr als Medizin

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Typische Arbeit der Fachschwester auf der Intensivstation. Patient im Krankenhausbett

Als Fachschwester für Anästhesiepflege gehört auch der Dienst im Aufwachraum zu meinen Aufgaben. Heute nehme ich euch mit auf einen typischen Arbeitstag in der postoperativen Betreuung. Dabei kümmere ich mich nicht nur um die medizinische Versorgung, vor allem möchte ich es unseren Patienten nach der Operation so angenehm wie möglich machen.

Heute habe ich Dienst im Aufwachraum. Ich mag diese Tage, sie bieten eine gute Abwechslung zum Anästhesiedienst im OP. Außerdem kann ich dann bis 7 Uhr schlafen, denn meine Arbeit beginnt erst um 9:30 Uhr und endet um 18 Uhr.

Die Aufgaben im Aufwachraum sind vielseitig und umfassen das Überwachen der Vitalparameter wie Herzfrequenz, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und Atmung. Neben der Wundkontrolle und Schmerztherapie kümmere ich mich um das Behandeln von Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen, die häufig durch die Anästhesie verursacht werden.

Weitere wichtige Aufgaben sind die Prävention und Behandlung von Verwirrtheitszuständen, besonders bei älteren Patienten, sowie die Therapie bei Shivering. Dieser Schüttelfrost tritt oft als Reaktion auf Kälte auf oder während der Narkoseausleitung.

Zu meinen Aufgaben gehört auch sicherzustellen, dass die Patienten nach dem Aufwachen ausreichend trinken. Weitere Routine-Tätigkeiten sind das Ziehen nicht mehr benötigter venöser und arterieller Zugänge und die anschließende Verlegung auf die weiterbehandelnde Station sowie die Dokumentation aller Vorgänge.

Im Aufwachraum: Effektive Schmerztherapie nach der OP

Neben der medizinischen Versorgung geht es aber auch um die menschliche Zuwendung. Es ist mir wichtig, die Patienten ernst zu nehmen, ihre Schmerzen zu lindern und, wenn nötig, sie ein wenig abzulenken. Dies steht zwar nicht im Statut, aber das ist es unter anderem, weshalb ich vor 30 Jahren in die Pflege wollte.

Beginn des Arbeitstages: Vorbereitungen für die Pflege

Mein Tag beginnt mit einem Check der Geräte und dem Auffüllen der Materialien. Dann geht es los. Ich werde zur Narkoseausleitung meines ersten Patienten, eines 75-jährigen Mannes, in den OP gerufen.

Dieser Patient ist unauffällig, beschwerdefrei und ich kann ihn sicher bald auf seine Station zurückverlegen. Bei meinem zweiten Patienten handelt es sich um einen 55-jährigen Mann. Der Mann hält mich schon etwas mehr auf Trab, ist unruhig und desorientiert. Er leidet unter diffusen Schmerzen und hat schlechte SpO2-Werte, also nur eine geringe Sauerstoffsättigung.

Komplexe Fälle und ein Alarm im Aufwachraum

Während ich noch damit beschäftigt bin, meinen Patienten hinsichtlich dieser drei Probleme zu versorgen, fällt die Verlegung von Patient 1 an, und Patientin 3 wird gebracht. Eine 73-jährige Frau mit Bandscheibenvorfall. Sie ist sehr schläfrig; ihre Atemwege sind verlegt, sodass ich ihr zunächst einen Wendeltubus, einen flexiblen Schlauch zur Freihaltung der Atemwege, einführen muss. Trotz der Zufuhr von sechs Litern Sauerstoff über eine Maske stagniert ihre Sauerstoffsättigung bei 94 Prozent.

Während sie wacher wird, wird schon Patientin 4 in den Aufwachraum gefahren, eine 85-jährige Frau. Sie benötigt einen wiederholten VAC-Wechsel bei Wundheilungsstörung nach einer cervikalen Verplattung. Die ältere Dame ist uns gut bekannt und hat einen internen Schrittmacher, der gelegentlich EKG-Ableitungsprobleme verursacht und ständig Asystolie-Alarm auslöst.

Nach mehreren Versuchen lässt sich das Problem schließlich beheben, für das ich eigentlich gar keine Zeit habe, da ich immer noch zwischen Patient 2 und Patientin 3 hin und her hüpfe. Beide benötigen inzwischen schmerztherapeutische Unterstützung, während sich die Unruhezustände von Patient 2 gelegt haben, und er wieder orientiert ist.

Betreuung von Patienten mit postoperativen Schmerzen

Doch der Zentralvenenkatheter (ZVK) von Patient 2 beschäftigt mich noch eine Weile. Zwei Schenkel sind nicht mehr durchgängig, die 3-Wegehähne und der Verband sind zudem blutig und müssen gewechselt werden. Patientin 3 stabilisiert sich respiratorisch sowie hinsichtlich Schmerzen und kann auf ihre weiterbehandelnde Station verlegt werden.

Indes wird Patientin 5 gebracht. Eine 69-jährige Frau, die unter lumbaler Enge und einem Bandscheibenvorfall leidet. Diese Patientin bringt das komplette postoperative Problem- Paket mit. Sie ist sehr verschleimt, desorientiert und unruhig, hyperton, schmerzgeplagt und leidet unter massiver Übelkeit. Sie bekommt meine besondere Aufmerksamkeit.

Ein Tag im Aufwachraum geht zu Ende

Ein Bussy-Eis als kleine Stärkung und gegen die OP-Halsschmerzen

Ein Bussy-Eis als kleine Stärkung und gegen die OP-Halsschmerzen

Nachdem es Patient 2 und Patientin 4 den Umständen entsprechend gut geht und sie ein Eis als kleine Stärkung und gegen die OP-Halsschmerzen gegessen haben, kann ich sie auf ihre weiterbehandelnden Stationen verlegen. Dann braucht noch mal Patient 5 all meine Zuwendung.

Der Tag endet mit Putzen, Aufräumen sowie dem Zählen und Austragen des Betäubungsmittels – ich habe keine Ahnung, wo die Zeit geblieben ist. Aber egal! Ein normaler Tag im Aufwachraum.

Fotos: Adobe Stock, privat

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