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Spätdienst auf offener Station für psychisch kranke Jugendliche – ein Blick hinter die Kulissen

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Heute nehme ich euch mit auf meinen Spätdienst auf der offenen Station für psychisch kranke Jugendliche. Vom Fußballtraining bis zur Abendreflexion – ihr bekommt einen Einblick in die Herausforderungen und besonderen Momente, die diesen Teil des Tages ausmachen.

Der Dienst beginnt um 13:30 Uhr. Wir starten mit der Übergabe vom Frühdienst, bei der alle relevanten Infos und Aufgaben für den Nachmittag besprochen werden. Nach der Übergabe setzen wir uns als Spätdienst-Team zusammen und planen den Ablauf des restlichen Tages.

Der Wochenplan: Pädagogische Angebote für psychisch kranke Jugendliche

Jeden Nachmittag steht ein festes pädagogisches Angebot auf dem Programm. Der Wochenplan sieht derzeit so aus:

Montags findet im Zwei-Wochen-Rhythmus ein Debattier-Kreis oder ein Ausflug statt, den die Jugendlichen selbst planen. Die Aufgabe unterstützt sie in ihrem Selbstständigkeitstraining. Beliebte Ziele sind zum Beispiel Minigolfen, Elbstrand, Kegeln, Discgolf oder ein Ausflug zu Planten un Blomen, eine öffentlich Parkanlage in der Stadt.

Dienstags ist Besuchstag. Am Nachmittag kommen Familien, Eltern, Geschwister oder Freund:innen vorbei. Da die Besuchszeit am Dienstag nur zwei Stunden beträgt, verbringen die meisten Patient:innen die Zeit hier in der Umgebung, also in Harburg. Sie könnten jedoch auch nach Hause gehen oder Zeit bei uns auf dem Gelände verbringen. Wir sind zwar eine offene Station, jedoch kann es auch sein, dass manche Patient:innen nur einen begrenzten Ausgang haben und deswegen auf dem Gelände bleiben müssen.

Mittwochs gibt es eine Musik-AG, an der einige teilnehmen, andere verbringen die Zeit mit gelenkten Freizeitaktivitäten von unserem Team.

Donnerstags steht Fußballtraining auf dem Plan, worauf ich gleich noch genauer eingehen werde.

Freitags dreht sich alles ums Kochen. Die Jugendlichen bereiten gemeinsam ein Drei-Gänge-Menü zu, nachdem sie Rezepte ausgesucht und alle Zutaten eingekauft haben. Die Themen reichen von indischer Küche bis hin zu Saisongemüse. Zum Abschluss essen wir gemeinsam.

Am Wochenende verbringen die Jugendlichen je nach Zeitplan verschiedene Abschnitte in der Besuchszeit. Vor und nach den Besuchszeiten finden mit den Besucher:innen der Patient:innen pädagogische Gespräche statt, wo unter anderem auch die gemeinsame verbrachte Zeit nachbesprochen werden kann. Angenommen es entstehen Missverständnisse oder Konflikte, können wir hier unterstützen.

In den Ferien weicht dieses Programm ab und wird durch andere Aktivitäten oder Ausflüge ergänzt.

Fußballtraining: Soziale Ängste abbauen

Donnerstags machen wir uns mit zwei Gruppen auf den Weg zum Fußballplatz „SV Wilhelmsburg“. Eine Gruppe fährt mit dem Rad, die andere nimmt Bus und Bahn. Viele unserer Jugendlichen leiden unter sozialen Ängsten, und das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann für sie zu großer Anspannung oder sogar Panikattacken führen.

Das Fußballtraining stärkt nicht nur die körperliche Fitness, sondern hilft auch, soziale Ängste abzubauen. Wir starten mit gemeinsamen Aufwärmübungen, bevor wir die Jugendlichen in Teams einteilen – entweder durch uns oder sie selbst. Dabei achten wir darauf, die Teams nach den individuellen Stärken zu gestalten, damit der Wettbewerb fair bleibt. Ein:e Mitarbeiter:in spielt in jedem Team mit, um bei Bedarf zu intervenieren.

Am Ende setzen wir uns zur Reflexion zusammen. Jede:r teilt mit, wie das Training, das Teamspiel und die eigene Leistung empfunden wurde und was beim nächsten Mal besser laufen könnte. Danach machen wir uns auf den Rückweg zur Klinik.

Abendroutine: Reflexion und Struktur schaffen

Zurück in der Klinik kümmern sich die Jugendlichen um ihre Hygiene, bevor wir gemeinsam zu Abend essen. Danach folgt die Abendreflexion. Jede:r erzählt, wie der Tag war und was für den Abend noch geplant ist. Diese Runde hilft uns, den Zustand der Jugendlichen einzuschätzen und unterstützt den sozialen Umgang, vor allem das Einhalten von Grenzen.

Im Anschluss verteilen wir die Medikamente und führen Einzelgespräche. Hier haben die Jugendlichen die Möglichkeit, ihren Tag zu reflektieren oder sich mit ihren Bezugspersonen auszutauschen.

Bezugspflege: Wöchentliche Gespräche und Elternarbeit

Jede:r Jugendliche hat zwei Bezugspersonen (Bezugsbetreuer:innen), mit denen sie oder er gemeinsam an Zielen, Skills und Alltagsthemen arbeitet. Zu Beginn der Behandlung führen wir ein Kennenlerngespräch mit den Eltern, um die Familiensituation besser zu verstehen.

Wöchentlich finden dann weitere Gespräche statt, in denen wir Fragen klären und Unsicherheiten besprechen. Kurz vor der Entlassung erstellen wir gemeinsam einen Plan für den Alltag nach dem Klinikaufenthalt. Hier arbeiten wir eng mit den Eltern zusammen, um eine erfolgreiche Umsetzung sicherzustellen.

Spätdienst abschließen: Dokumentation und Übergabe

Nach den Gesprächen dokumentieren wir den Spätdienst. Um 21:08 Uhr löst uns der Nachtdienst ab, und wir übergeben die wichtigsten Infos.

Um 21:40 Uhr endet der Tag.

Wir haben für unseren Instagram-Kanal „asklepiosklinikumharburg“ einen Real über einen Spätdienst auf der Station für psychisch kranke Jugendliche gedreht. Hier könnt ihr euch den Film vom 19. Juni anschauen.

Wie so eine Frühschicht abläuft, darüber habe ich hier berichtet.

Foto: asklepiosklinikumharburg

Pflegepädagogik studieren: Was ich dabei gelernt habe

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Regale einer Bibliothek mit Fachbüchern zur Pflegepädagogik im Asklepios Bildungszentrum Gesundheit (BZG), die umfassendes Wissen zur Ausbildung in der Pflege bereithalten.

Pflegepädagogik zu studieren, war für unsere Gastautorin Tara Krämer eine spontane Idee, die sich als genau der richtige Weg herausstellte. Dank der Unterstützung ihres Arbeitgebers konnte sie Studium und Beruf erfolgreich miteinander vereinbaren. Tara setzt sich leidenschaftlich für mehr akademisch ausgebildete Pflegepädagog:innen ein, da sie einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Pflegeausbildung zu professionalisieren und die Qualität der Pflege nachhaltig zu verbessern. Zudem liegt ihr die  Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften am Herzen, um den Pflegeberuf attraktiver zu machen.

Manchmal sind spontane Entscheidungen die besten – so war es auch bei mir mit dem Studium der Pflegepädagogik. Eine Freundin erzählte mir von ihrem Vorhaben, in diesem Bereich zu studieren, und ich war sofort begeistert. Ohne lange zu überlegen, habe ich mich bei unserem Schulleiter beworben.

Der Weg ins Studium: Unterstützung von Anfang an

Nach mehreren Gesprächen mit unserem Schulleiter und unserem Regionalmanager erhielt ich schließlich die Zusage und die notwendige Unterstützung für mein Studium. Dank einer flexiblen Lösung konnte ich in den ersten fünf Semestern parallel zum Studium eine 75-Prozent-Stelle behalten und später sogar auf 100 Prozent aufstocken.

Ein besonderes Merkmal meines Studiums war die Aufteilung der Vorlesungen, die nur einmal im Monat freitags und samstags stattfanden. Diese Struktur ermöglichte es mir, die erforderlichen Leistungsnachweise neben meinem Beruf zu erbringen, ohne überlastet zu werden.

Ein Studium mit Praxisbezug: Das Projektstudium

Die Wahl meiner Hochschule traf ich nicht zufällig. Ich habe mich bewusst für eine Institution entschieden, die ein Projektstudium anbietet. Drei Jahre lang arbeitete ich an einem Forschungsprojekt, das den Einsatz von Smartboards im theoretischen Unterricht der Pflegeausbildung untersuchte. Meine Aufgabe war es, die Lernenden zu begleiten und herauszufinden, ob diese Technologie tatsächlich zur Wissensvermittlung beiträgt. Dank der engen Betreuung durch die Hochschule und meinen Projektbetreuer vor Ort konnte ich wertvolle Erkenntnisse gewinnen.

Warum ich Pflegepädagogik empfehlen würde

Aus meiner Sicht war das Studium ein wichtiger Schritt für meine berufliche Entwicklung, auch wenn sich mein beruflicher Weg körperlich vom Bett weg verlagert hat. Als Pflegepädagogin trage ich dazu bei, junge Menschen für den Beruf zu begeistern und sie optimal auf ihre künftigen Aufgaben vorzubereiten. Mein Ziel ist es, dass am Ende die Patient:innen in unseren Kliniken von einer qualitativ hochwertigen Pflege profitieren.

Pflegepädagogik als Schlüssel zur Professionalisierung

Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mehr studierte Pflegepädagog:innen brauchen, um den Pflegeberuf weiter voranzubringen. Nur mit einer ausreichenden Zahl gut ausgebildeter Lehrkräfte können wir die Qualität der Pflegeausbildung nachhaltig verbessern. Das Studium vermittelt neben klassischen didaktischen Inhalten auch moderne Lehrmethoden, die individuell auf die Studierenden angepasst werden können.

Die Pflegeausbildung orientiert sich zunehmend an einer evidenzbasierten Praxis. Hier spielen studierte Pädagog:innen eine zentrale Rolle, indem sie wissenschaftliche Erkenntnisse in den Unterricht integrieren und den Lernenden vermitteln, wie diese in der Praxis umgesetzt werden können.

Die Zukunft der Pflege: Fort- und Weiterbildung sind entscheidend

Das Image der Pflege wandelt sich – und das ist gut so. Studierte Pflegepädagog:innen tragen dazu bei, den Beruf attraktiver zu machen. Doch nicht nur das Studium selbst, auch die kontinuierliche Fort- und Weiterbildung von bereits ausgebildeten Pflegekräften ist entscheidend. Wir brauchen mehrstufige Weiterbildungsangebote, um die Fachkräfte nach der Ausbildung weiter zu fördern.

Auch bei mir war es nicht das Studium allein, sondern die Weiterbildung zur Praxisanleiterin, die mir den Weg in die Pflegepädagogik geebnet hat. Deshalb ist es so wichtig, dass wir in die berufliche Weiterbildung von Pflegekräften investieren und ihnen neue Karrierewege eröffnen.

Fazit: Pflegepädagogik – ein Studium mit großem Potenzial

Das Studium der Pflegepädagogik bietet viele Möglichkeiten, die Pflege nachhaltig zu professionalisieren. Es erfordert zwar Engagement, ist aber ein wichtiger Schritt, um die Qualität der Ausbildung zu verbessern und das Gesundheitswesen langfristig positiv zu beeinflussen. Wer sich für die Weiterentwicklung der Pflege interessiert und junge Menschen auf ihrem Weg begleiten möchte, dem kann ich dieses Studium nur empfehlen.

Foto: Torben Röhricht

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Vom Krankenbett in den Hörsaal: Taras Weg zur Pflegepädagogin

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Über Uns

Wir sind Pflege! Denn mit mehr als zwei Millionen Patient:innen sind die Asklepios Kliniken eines der größten Gesundheits-unternehmen in Deutschland. Mehr als 67.000 Mitarbeiter:innen sind rund um die Uhr im Einsatz - ein großer Teil von ihnen als Pflegekräfte.
Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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