Es ist Februar und dieser Monat ist immer Kongresszeit für den Kindernotfall. Und endlich, nach zwei pandemiebedingten Online-Veranstaltungen in den Vorjahren, durfte der Kongress vom 9. bis 11.2. wieder in Präsenz stattfinden. Die Freude war bei allen groß, denn es war auch noch ein Jubiläum: Zehn Jahre Kindernotfalltage (www.kindernotfalltage.de) in Garmisch-Partenkirchen.
Was klein angefangen hat, ist mittlerweile zu einem großen Kongress mit 1.000 Teilnehmer:innen angewachsen und hat dieses Jahr noch zusätzlich 600 Online-Teilnehmer:innen dazugewonnen. Dieser Kongress ist für alle gedacht, die in der Klinik oder Präklinik mit Kindernotfällen zu tun haben: Notfall- und Rettungssanitäter:innen, Bergretter:innen, Notärzt:innen, Pädiater:innen, Pflegefachkräfte und Hebammen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie alle haben sich nach zwei Jahren wieder auf den Weg in das idyllische kleine Städtchen am Fuße der Alpen gemacht.
Klassentreffen zum Kindernotfall
Es war eine Stimmung wie auf einem Klassentreffen: Freudiges Wiedersehen bei Teilnehmer:innen, Organisationsteam und Dozent:innen. Wir erkannten uns immer noch, auch wenn manch eine oder einer durch Corona und die doch anstrengenden Zeiten in den Kliniken und Wachen „einige Federn gelassen hat“. Jeder freute sich auf drei Tage wissenschaftlichen und lehrreichen Austausch, gute Gespräche und schmackhaftes bayerisches Essen. Eine Industrieausstellung gab es auch und jeder Teilnehmende durfte vieles, was es beim Kindernotfall Neues gibt, ausprobieren. Von Inhalierhilfen bis zum hochwertigen Transportinkubator, vom Reanimationskoffer für Kinder bis zur neusten Technik wie dem Infrarot-Bilirubinmessgerät für Neugeborene.
Die Themen auf dem Kongress waren nach dem ABCD-Prinzip eingeteilt. Begonnen wurde mit A und B: Schon der erste Tag brachte viel Neues und Spannendes zum Thema Atmung und Beatmung. Die Kugelschreiber der Teilnehmer:innen flogen nur so über das Papier, um alles zu erfassen. Gegen Ende des ersten Tages gab es wie immer eine Keynote. Dieses Jahr berichtete uns eine Bergläuferin und Skibergsteigerin, wie wir an neuen Herausforderungen wachsen und sie bewältigen können. Sehr emotional mit dem gewissen Aha-Effekt, dass jede und jeder von uns vieles schaffen kann, wenn er oder sie daran glaubt und im Team arbeitet. Bier und Brezel beendeten den ersten Tag.
Tag zwei: Referent:innen im Bademantel
Am zweiten Tag wurde der Buchstabe „C“ aufgegriffen. Zum Thema „Cirkulation“ sprachen eine Kinderkardiologin aus Bonn und ein Kinderintensivmediziner aus Lübeck über den durch starken Flüssigkeitsverlust entstehenden Volumenmangelschock im Kindesalter. Sie haben es auf der Bühne unterhaltsam als Saunagespräch dargestellt und referierten im Bademantel über dieses wichtige Thema. Ich bewundere ihren Mut für diese Aktion. Doch es hat sich gelohnt, denn an diesen Vortrag werde ich mich vermutlich mein Leben lang erinnern.
Zwei große Themen, die nicht nur am zweiten Tag, sondern an allen drei Kongresstagen thematisiert wurden, waren Patientensicherheit und das so wichtige eigene Befinden im Klinikalltag. Auch die Workshops und Tutorien mit vielen spannenden Themen wie Sedierungen, Organspende, Reanimations-Basics und vieles mehr standen am zweiten Tag auf dem Plan. Ich habe mich für den Workshop „Simulationstraining“ entschieden.
Am Nachmittag des zweiten Tages stand der Buchstabe „D“ und damit das große Thema „Disabilty“ im Fokus. Zusätzlich gab es Vorträge über den Krampfanfall und Intoxikationen im Kindesalter. Foodtrucks sorgten am zweiten Abend mit vielen Leckereien für das leibliche Wohl, dann folgte die Kongressparty.
Dritter Tag: Luft muss in die Lunge
Der dritte Tag begann mit der Neonatologie. Die Stimme der Dozenten war noch dezent heiser von der Feier am Vorabend, aber der erste Vortrag wie immer eine Wucht. Der Slogan „Luft muss in die Lunge“ wirkte wie ein Weckruf und sagt über Notfälle so viel aus. Nichts ist wichtiger als Sauerstoff.
Spannende Tutorien und Workshops fanden am dritten Tag um die Mittagszeit statt. Und am Nachmittag folgte unter anderem noch ein wichtiges Thema: Die Schmerzbehandlung in der Kindernotaufnahme. Und dann war plötzlich alles schon zu Ende. Drei Tage lang haben wir auf höchstem Niveau zugehört, diskutiert, berichtet und all das bei schönstem Wetter. Darum hieß es am späten Nachmittag des dritten Tages, wie kann es anders sein: „Luft muss in die Lunge“. Die Teilnehmer:innen liefen hinaus in die Bergwelt, tankten frische Luft und Kraft für die Herausforderungen, die sie zuhause im Klinikalltag erwarten.
Abschied und „auf Wiedersehen“
Am Sonntag lag dann Abschiedsstimmung in der bayerischen Luft. Am Bahnhof in Garmisch und in München hieß es „Servus“ und „Tschüss“. Telefonnummern und E-Mail-Adressen wurden ausgetauscht. Zum Glück steht schon der Termin für die Kindernotfalltage im nächsten Jahr: Vom 22. bis 24. Februar 2024 gibt es ein erneutes Wiedersehen in Garmisch.
Was mir persönlich der Kongress gebracht hat? Ein Wiedersehen mit lieben Kolleg:innen, viel neues Wissen und lehrreiche Wiederholungen. Mein ganz persönlicher Goodie – drei Einladungen von Kolleg:innen nach Graz, Luzern und Zürich. Ich freue mich schon darauf.
Foto: Christiane Langhals