VON LAURA BÖTTCHER
Noch vor einem Jahr stand ich kurz vor meinem Ziel, dem Abschluss meiner Ausbildung in der Gesundheits- und Krankenpflege. Inzwischen arbeite ich seit beinahe einem Jahr als fertig ausgebildete, examinierte Pflegekraft in meinem Beruf. Puh, die Zeit vergeht ziemlich schnell. Vor kurzem berichtete mir eine Auszubildende im zweiten Ausbildungsjahr, dass Sie schon ganz aufgeregt sei wegen ihrer bevorstehenden Abschlussprüfung. Da kam ich ein bisschen ins Grübeln… Ich dachte zurück an meine Prüfung und fragte mich, was ich im Nachhinein besser hätte anders machen sollen. Da sind mir schon ein paar Sachen eingefallen. Ich werde ein paar Dinge für euch aufschreiben, vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen von euch.
Ich habe meine Ausbildung im Bundesland Brandenburg absolviert und spreche aus meiner eigenen Erfahrung. Natürlich können bestimmte Inhalte, Prüfungen etc. in anderen Bundesländern abweichend verlaufen oder komplett anders sein.
Die Zeit vor der Examensprüfung
Natürlich ist das bestandene Examen das, worauf alle Auszubildenden in der Krankenpflege hinarbeiten. Doch auch die Zeit davor bringt große Herausforderungen mit sich. Die erste Hürde für mich war das Probehalbjahr. Zu Beginn der Ausbildung ist man hoch motiviert und möchte die Probezeit natürlich auch bestehen. In dieser Zeit habe ich versucht, Vollgas zu geben. Ich bin in meiner Freizeit nur noch wenig meinen Hobbys und Interessen nachgegangen und auch den Kontakt zu Freunden ließ ich schleifen. Nach Abschluss des ersten halben Jahres kam der erlösende Satz aus dem Mund der Pflegedienstleitung: „Sie haben die Probezeit erfolgreich bestanden“. Da fiel erst einmal Stress von mir ab. Irgendwie war ich dann aber so in meinem „strengen Lernrhythmus“ drin, dass meine Freizeit trotzdem auch weiterhin auf der Strecke blieb.
Im Probehalbjahr zum Einzelgänger werden? Ist das der richtige Weg? Das frage ich mich im Rückblick. Heute denke ich, dass es wichtig ist, trotz aller Bemühungen und allem Stress seine privaten Interessen nicht zu vernachlässigen. Vor allem auch, um einen Ausgleich zu haben und nicht völlig aus dem sozialen Umfeld zu verschwinden.
Und danach?
Ja, mein Ehrgeiz hielt noch ein bisschen an. Doch dann kam für mich ein Tief. Die Themen im Unterricht und in der Praxis wurden immer komplexer und anspruchsvoller, aber mir verging irgendwie die Lust am Lernen und ich verlor etwas meinen Ehrgeiz. Deshalb mein Tipp: Man sollte versuchen, seine „Energie zum Lernen“ langfristig auf einem stabilen Level zu halten, um so auch die Motivation zum Lernen aufrecht zu erhalten. Erst Vollgas und dann mit angezogener Handbremse – das ist, denke ich, nicht sinnvoll und für einen persönlich auch nicht gut.
Next Level: Zwischenprüfung
Die Zwischenprüfung fand bei mir zum Ende des zweiten Ausbildungsjahres statt. Sie lief ähnlich wie die Examensprüfungen ab: ein praktischer Teil (Pflege einer Patientengruppe /eines Patientenzimmers) und ein mündlicher Teil mit Bewertung. Einen schriftlichen Teil gab es aber noch nicht.
Im Nachhinein kann ich jedem nur ans Herz legen, die Zwischenprüfung ernst zu nehmen und dort bereits mit dem Lernen zu beginnen. Ich habe einige Wochen vorher mit den Vorbereitungen angefangen, jedoch eher oberflächlich. Ich konnte trotzdem (auch nach der Zwischenprüfung) feststellen, dass das Gelernte mir immer noch präsent blieb, was mir letzten Endes das Lernen zum Ende der Ausbildung zumindest in diesen Themenbereichen erleichterte. Erstaunlich, wie lang die aufgefrischten Themen in meinem Kopf überlebt haben.
So viel zur Theorie, was kann man für die Praxis tun?
In der Praxis fühlte ich mich anfangs sehr unsicher, da ich auch vorher kaum Erfahrungen in der Pflege hatte. Zum Ende der Ausbildung habe ich dann begonnen, mir meine Schwächen und Unsicherheiten zu notieren. Damit ging ich dann zum Praxisanleiter der Station und bat um Hilfe, Wiederholung, Übungen… Im Rückblick denke ich, dass ich das hätte viel früher machen sollen. Meist sind es kleine Fehler und Unsicherheiten im Alltag, die wir zwar bemerken, aber bis zum nächsten Gespräch oder Dienst mit dem Praxisanleiter schon wieder vergessen haben. Und mal ehrlich: Die meisten Fehler in Prüfungen sind eben genau solche Kleinigkeiten. Ich habe dann einfach ein kleines Heft in der Kitteltasche gehabt und mir Situationen oder Stichworte aufgeschrieben und dann mit dem Praxisanleiter geübt, evaluiert usw.. Das macht einen selbst auch sicherer und selbstbewusster – gerade in der Prüfung kommt ein sicherer Schüler gut an.
Und noch was fürs Examen…
… Ihr habt es wahrscheinlich schon oft von jungen Pflegekräften oder Pflegelehrern gehört, aber es ist leider wirklich so. Fangt zeitig genug an zu lernen. Macht euch schon vorher Gedanken, wie ihr am besten lernt und welche Lehrmittel ihr dafür nutzen wollt. Das habe ich gemacht und kann das nur empfehlen. Allerdings habe ich erst auf den letzten Drücker mit dem Lernen für die schriftliche und mündliche Prüfung begonnen. Mit meinem Ergebnis war ich zwar zufrieden, jedoch machte ich mir durch die knappe Zeit selbst viel Stress, der nicht hätte sein müssen. Also statt drei Tage vorher zu starten, plant doch lieber drei Wochen ein! Auch wenn die Motivation noch so tief im Keller ist. Im Rückblick bin ich sicher, dass mir ein früherer Lern-Start das Ganze erleichtert hätte.
Foto: Laura Böttcher