Diabetes ist eine Krankheit, die auch Kinder trifft. Wie sich diese Erkrankung bei Kindern äußert, habe ich in meinem vorherigen Blogbeitrag beschrieben. In diesem Beitrag schildere ich, wie wir auf den Kindernotfall Diabetes eingestellt sind. Denn bei uns in der Asklepios Klinik Nord Heidberg in Hamburg sind wir darauf spezialisiert.
Wenn ein Kind mit einer Manifestation, also mit eine Diabetes-Diagnose, eingewiesen wird und in der Notaufnahme erscheint, gilt dass in der Ersteinschätzung als Notfall und hat höchste Priorität. Besonders wichtig ist es jetzt aber, Ruhe zu bewahren und auszustrahlen. Eltern und Kinder sind zumeist angespannt und emotional sehr aufgewühlt. Und für jeden Kinder-Notfall gilt: Die Situation in einer Zentralen Notaufnahme (ZNA) wird häufig Jahre später noch als einschneidendes Ereignis im Leben von Familien geschildert.
Blutentnahme nach dem Diabetes-Standard
In der Notaufnahme gibt es einen festen Standard von pflegerischer und ärztlicher Seite, wie eine Diabetes-Manifestation behandelt wird. Die Vitalzeichen werden kontrolliert und das Kind wird für eine Urinprobe auf die Toilette geschickt. Nach der ärztlichen Untersuchung werden dem Kind zwei Venenverweilkanülen gelegt und zeitgleich erfolgen die im Diabetes-Standard festgelegten Blutentnahmen. Warum zwei Venenverweilkanülen? Eine ist für den Insulinperfusor und die Infusion, die andere für die Blutentnahmen, die teilweise stündlich erfolgen müssen. So muss das Kind nicht ständig gepikst werden. Danach geht es zeitnah auf die Station.
Diabetes-Schulung auf der Kinderstation
Eigentlich darf nur bei Patienten bis zu einem Alter von 7 Jahren eine Begleitperson kostenlos bei dem Kind übernachten. Bei der Diagnose Diabetes kann häufig eine Ausnahme gemacht werden. Denn sobald durch die Medikation die Blutwerte wieder halbwegs im Normbereich sind, geht es auch schon mit der Diabetes-Schulung los, die auch die Eltern mit durchlaufen. Wir haben auf unserer Kinderstation extra dafür eine Kollegin, die sich auf diese Erkrankung spezialisiert hat und mit den Kids und Eltern die Schulungen und das Entlassungsmanagement durchführt. Auch zwei ärztliche Kolleginnen kümmern sich zusammen mit unserer Kollegin aus der Pflege um alle wichtigen Fakten und Fragen rund um die Erkrankung. Dazu gehören zum Beispiel die Ernährungsberatung, Spritzenschulung, Wiedereingliederung in Kita oder Schule usw.
In der Regel müssen die Kids mit ihrer Begleitperson bei der Erstaufnahme mit bis zu zwei Wochen Krankenhausaufenthalt rechnen. Entlassen wird erst dann, wenn alles im Lot und organisiert ist. Das heißt: Blutwerte im Normbereich, Kind und Eltern kommen mit der Berechnung der Kohlenhydrateinheiten (KHE) zurecht, die Eltern können ihr Kind piksen, auch falls es weint und sich wehrt, Kind und Eltern sind im Umgang mit dem Insulin-Pen oder der Insulinpumpe eingewiesen, die Eltern haben eine Apotheke, wo zeitnah alle Medikamente und Utensilien nachgeliefert werden können. Für weitere Behandlungen, Fragen oder Sorgen werden die Familien an die Diabetesambulanz, die es auch bei uns im Haus gibt, weitergeleitet.
Spezialisierte Kollegin hält alle auf dem Laufenden
Aber unsere Kollegin kümmert sich nicht nur um die erkrankten Kids mit ihren Eltern. Auch organisiert und leitet Sie für uns Fortbildungen, damit wir auf dem neuesten Stand bleiben. Oder sie schickt uns Rundmails mit den wichtigsten neuen Fakten und Erkenntnissen. Denn an Diabetes erkrankte Kinder mit ihren Familien zu pflegen und begleiten, stellt eine große Herausforderung dar. Das erfordert auch Einigkeit im Team – wir sollten mit einer Stimme sprechen. Denn sonst werden unnötig Unsicherheiten in den Familien erzeugt.
Damit in der Notaufnahme auch neue Kolleginnen und Kollegen mit dieser Herausforderung zurechtkommen, haben wir eine Diabetes-Mappe mit allen wichtigen Standards für die pflegerische und ärztliche Seite immer griffbereit. Auch befindet sich dort die Kontrolltabelle für das Blutzuckermessgerät, das einmal wöchentlich überprüft werden muss.
An dieser Stelle möchte ich mich gerne bei meiner Kollegin bedanken, unserer Expertin für Diabetes, die mich bei diesem Artikel unterstützt hat.
Ein Jugendlicher hat mir einmal in der Notaufnahme erzählt, wie es ist, mit der Erkrankung zu leben: Stell Dir einen Luftballon als deinen Begleiter vor, den Du jeden Tag 24 Stunden in der Luft halten musst, damit er nicht auf den Boden fällt und kaputt geht.
Fotos: Fotolia/Stephan Morrosch, Christiane Langhals