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Was bedeutet Achtsamkeit in der Pflege?

Autor:
Achtsamkeit

Man soll „achtsam“ sein und „achtsames“ Verhalten zeigen – das haben wir schon oft gehört. Doch was bedeuten eigentlich diese Wörter? So ganz klar wurde mir das erst durch eine Fachweiterbildung mit einem Dozenten, der ein Achtsamkeits- und Mediationstrainer ist. Er hat uns die Bedeutung von Achtsamkeit mit großer Begeisterung nahegebracht und uns für das Thema sensibilisiert.

Achtsamkeit heißt, jeden Moment bewusst wahrzunehmen, ohne ihn zu bewerten. Wenn wir z.B. achtsam spazieren gehen, erstellen wir unterwegs keine To-do-Listen, sondern nehmen alles genau wahr, jedes Detail: Bäume, Autos, ein Blümchen, das aus einem Riss im Asphalt wächst, die Katze, die über die Straße huscht.

Es ist schön und wichtig, dass man im Alltag und Beruf möglichst achtsam durch den Tag geht, denn es tut der Seele gut. Wie wichtig diese Achtsamkeit vor allem für meinen Beruf in der Pflege ist, ist mir wieder sehr klar geworden in Rahmen meiner Fachweiterbildung zur Onkologischen Pflege.

Nimmt Dir die Zeit!

In der heutigen Pflegesituation kennt jeder den Impuls, aus dem man leicht sagt, dass man für den Patienten keine Zeit mehr hat. Alles muss im PC hinterlegt und dokumentiert werden, die Bürokratie scheint in manchen Momenten wichtiger als die Patienten. Klar ist das Dokumentieren wichtig, um die erledigten Aufgaben bei den Patienten festzuhalten. Doch nicht um jeden Preis. Ich habe mich selbst oft in diesen Teufelskreis hineinziehen lassen. Habe geglaubt, in der Pflege keine Zeit zu haben, alles schnell machen zu müssen und mir nicht einmal fünf Minuten nehmen zu können, um meine volle Aufmerksamkeit dem Patienten zu schenken.

Dabei weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Patienten im Dienst viel entspannter und gelassener sind, wenn man sich für sie Zeit nimmt. Schenkt man ihnen seine volle Aufmerksamkeit, bekommt man von ihnen viel mehr mit – ihre Bedürfnisse, Ängste und andere Emotionen, genauso wie wertvolle Informationen.

Dem Patienten Aufmerksamkeit schenken

Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich nach dem Anklopfen einfach mit meinem fahrbaren Computer in das Patientenzimmer gehe, die Vitalzeichen messe und mit dem Patienten spreche, ohne hinter meinem Bildschirm aufzusehen. Kann man dann achtsam sein? Nein!

Achtsam kann man erst sein, wenn man seine volle Aufmerksamkeit den Patienten zuwendet. Wenn man mit den Gedanken woanders ist, also z. B. daran denkt, wann der Herr Müller aus dem OP kommt oder die Frau Schmidt noch gewaschen werden muss, gehen so viele Informationen und Botschaften von dem Patienten verloren, den man gerade behandelt. Ist man mit seinen Gedanken jedoch bei diesem Patienten, merkt man erst, wie er etwas sagt, wie seine Mimik ist und kann seine Wünsche wahrnehmen. Schenkt man den Patienten fünf Minuten seiner Zeit, bekommt man so vieles mehr mit und kann direkt hier und jetzt helfen. Die Patienten sind dann viel ruhiger, da sie merken, dass man sich um sie kümmert und für sie gesorgt wird. Die Patienten sind auch viel dankbarer und schenken uns oft ein Lächeln.

Tipps für mehr Achtsamkeit im Arbeitsalltag

– Vor dem Betreten eines Patientenzimmers drei bis fünf Mal tief durchatmen. So kann man sich selbst erstmal sortieren und sich dann voll auf den Patienten konzentrieren.
– Sich mal mit einem Stuhl neben den Patienten setzen, so dass man sich auf die gleiche Ebene begibt wie der Patient.
– Blickkontakt mit dem Patienten halten.
– Nach einem stressigen Arbeitstag einen achtsamen Spaziergang machen.

Doch nicht nur bei der Arbeit am Patienten sollten wir achtsam sein – auch bei uns selber. Wie jeder von uns denke ich, dass ich mir oft nicht genug Zeit nehme, um mir etwa Gedanken darüber zu machen, wie mein Essen überhaupt schmeckt, wie es aussieht und riecht. Man ist einfach froh, wenn man in der halben Stunde Pause etwas zwischen die Zähne bekommt. Dann unterhält man sich mit anderen Kollegen, das Diensthandy bimmelt, die Patienten klingeln, weil sie auf die Bettpfanne / den Schieber, wollen – und schnell ist die Pause zu Ende, ohne dass man sich erholen konnte. Nimmt man sich aber etwas Zeit beim Essen, bemerkt man den Geschmack und die Konsistenz – und ist dankbar dafür. Nach einem bewussten Genuss ist man auch offener für die Patienten.

Mein Vorsatz – nicht nur fürs neue Jahr

Ich versuche mir bewusst ein paar Sekunden Zeit zu nehmen, mich auf die kleinen Dinge für mich zu konzentrieren und den Patienten mit der Achtsamkeit zu begegnen, die wir uns alle für uns selbst wünschen.

Weniger Stress durch mehr Achtsamkeit – klingt banal, wenn man aber mal darüber nachdenkt, ist da vielleicht doch etwas dran.

Foto: m al / Unsplash

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Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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