VON C.H.
Ich arbeite auf einer Palliativstation in der Asklepios Klinik Lich – und häufig wird das mit einem Hospiz verwechselt. In beiden Einrichtungen werden Menschen versorgt, die unheilbar erkrankt sind. Und in beiden Einrichtungen hat jeder Patient sein eigenes Zimmer und Angehörige dürfen über Nacht bei ihnen bleiben. Aber wo genau liegt der Unterschied?
Träger eines Hospiz‘ ist zumeist ein Verein oder eine Stiftung. Einige wurden auch von Kirchen gegründet. Die Krankenkassen übernehmen einen Großteil der Kosten, ein Teil wird über Spenden und ehrenamtliche Tätigkeit finanziert.
Im Hospiz finden keine Untersuchungen mehr statt. Es arbeiten dort zwar auch Krankenpflegekräfte, aber daneben sehr viel mehr ehrenamtliche Mitarbeiter als bei uns im Krankenhaus. Sie unterstützen die hauptamtlichen Mitarbeiter. Musiktherapeuten, Seelsorger und Aroma-Experten zum Beispiel. Aroma-Experten haben in einer speziellen Fortbildung gelernt, wie Düfte zum Wohlbefinden des Menschen beitragen. Sie wenden sie bei Waschungen an oder in Duftlampen.
Den Bedürfnissen von Sterbenden angepasst
In einem Hospiz kann auf die individuellen Bedürfnisse, etwa spezielle Wünsche beim Essen, sehr viel intensiver eingegangen werden. Auch die baulichen Voraussetzungen sind besser den Sterbenden angepasst. So gibt es zum Beispiel manchmal Terrassen oder Balkone, auf die auch ein Bett passt.
Teil des Krankenhausbetriebs
Eine Palliativstation dagegen ist Teil eines Akutkrankenhauses. Deshalb arbeiten bei uns vor allem Krankenschwestern und Pfleger mit Unterstützung des ehrenamtlichen Besuchsdienstes. Bei uns sind das zumeist Frauen im Rentenalter, die bei Patienten vorbeischauen, die wenig oder gar keinen Besuch bekommen. Die Strukturen des Krankenhauses sind auch auf der Palliativstation gegeben. Wir bekommen zum Beispiel das Essen wie andere Patienten auf anderen Stationen auch.
Auch Sterbende profitieren von Untersuchungen
Dafür sind bei uns Untersuchungen und Therapien möglich, die die Lebensqualität der Patienten noch einmal verbessern. Ein Beispiel: Besteht der Verdacht, dass die Symptome des Patienten möglicherweise von einer Hirnmetastase hervorgerufen werden, können wir eine Computertomographie (CT) durchführen. Die Metastase würde bei einem sterbenden Patienten nicht behandelt werden. Aber die Kopfschmerzen, die davon hervorgerufen werden, sehr wohl.
Es werden alle Beschwerden des Menschen ernst genommen. Dazu gehören neben Schmerzen auch Angst, Luftnot oder Schwäche. Und auch die Freunde und Angehörigen dürfen wir nicht vergessen. Wir versuchen, sie nach Kräften zu unterstützen. Wir verfolgen ein ganzheitliches Konzept bei der Begleitung von tödlich erkrankten Menschen. Selbstverständlich verbindet uns das auch mit dem Hospiz.
Rückkehr nach Hause
Ein wichtiges Ziel ist es für uns auch, die Menschen wieder zu stabilisieren. Denn wenn das gelingt, können wir sie nach Hause entlassen. Gemeinsam schauen wir dann, welche Unterstützung von Pflegediensten und Hilfsmitteln zu Hause nötig ist. Auch ein Aufenthalt in einem Hospiz wird bei uns diskutiert, wenn die häusliche Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann. Manchmal wird aus alle dem nichts. Wenn sich der Zustand eines Patienten bei uns rapide verschlechtert, dann wird er bei uns friedlich sterben.
Foto: C.H.