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Praktischer Unterricht mit Schoko-Kirsch-Praline

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Übungen mit Puppe

Die Notaufnahme ist doch immer noch eine ganz andere Welt. Sie unterscheidet sich stark von anderen Stationen. Kürzlich hatte ich Gelegenheit, Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege diese Welt ein wenig näher zu bringen. Wegen der Corona-Krise war auch die Berufsschule geschlossen, deshalb hatten wir in diesen Wochen sehr viele Auszubildende auf den Stationen. Ich hatte vor langer Zeit eine Mentorenausbildung gemacht und gebe bis heute Kurse. So fiel die Wahl auf mich, den Auszubildenden zu zeigen, wie aufregend, spannend, lehrreich, lustig und auch traurig ein Tag in der Notaufnahme sein kann.

Die Notaufnahme ist seit 2014 mein Arbeitsplatz, ich bin Kinderkrankenschwester. Normalerweise gibt es für die Auszubildenden auch einen Rundgang, aber in Zeiten von Corona macht es sich nicht gut, mit einer Gruppe von jungen Erwachsenen durch die Notaufnahme zu spazieren.

Übungen am eigenen Leib

Also muss ich mich mit meiner Auszubildenden-Gruppe auf das Erzählen und Berichten beschränken. Mir ist die Praxis besonders wichtig, deshalb baue ich viele Übungen an der eigenen Person oder einer Puppe ein. Und bei den Übungen kommt der Spaß nicht zu kurz. Die Arbeitsblätter für die Teilnehmer sind erstellt, Puppe, Praline und die Teststreifen liegen parat – es kann losgehen.

Lernen von der Praline

Ich starte mit einer kurzen Vorstellung der Räumlichkeiten mit ihren Besonderheiten und fange dann gleich mit den ersten Übungen an, damit es ja nicht langweilig wird. Wie mache ich verschiedene Abstriche? Wie halte ich den Säugling oder das Kind am sichersten? Wie teste ich Blutzucker? Wie bestimme ich die Blutgasanalyse? Wenn man sich in den Finger piekst oder mit Schwung einen Tupfer in der Nase oder im Rachen hin und her bewegt, tut das weh – diese Erkenntnis steht auch am Ende der praktischen Übungen. Die Auszubildenden staunen und nehmen sich fest vor, zu den kleinen und großen Patienten nie wieder zu sagen: „Stell dich nicht so an!“ Mal schauen, wie lange dieser Vorsatz hält.

Die Auszubildenden haben nämlich im Praxistest erkannt, dass Festhalten sehr bedrohlich wirken kann. Dass medizinische Kohle so gar nicht schmeckt. Die müssen die Kinder aber trinken, wenn sie giftige Substanzen (giftige Pflanzen; Tabak; Giftpilze; Medikamente der Eltern usw.) zu sich genommen haben. Und dass man mit Apfelsaft statt Urin im Becher beim Drogentest sofort enttarnt wird. Es ist kaum zu glauben, aber so mancher Jugendliche hat versucht, mit dieser Methode einen negativen Drogentest zu bekommen. Als ob eine erfahrene Notaufnahmeschwester nicht Urin von Apfelsaft unterscheiden kann…

Was bringt die Praline?

Alle fragen sich aber immer noch, was es mit der Praline auf sich hat. Eine freiwillige Teilnehmerin ist schnell gefunden, die Praline wird genascht und dann kommt es ans Tageslicht: Der Verzehr einer mit Alkohol gefüllten Schoko-Kirsch-Praline bringt 1,29 Promille in die Atemluft! Die Überraschung ist geglückt, alle staunen.

Die Notaufnahme kennenlernen

Aber auch ernste Themen haben ihren Platz: Der Umgang mit schweren Notfällen, die Arbeit mit Jugendlichen in Ausnahmesituationen, der Umgang mit Angehörigen in schwierigen Situationen werden offen besprochen und nicht tabuisiert. Die große Verantwortung für die Kinder und ihre Nöte – und das häufig unter Zeitdruck – spreche ich an.

Ein anderer Kosmos

Das herzliche Dankeschön der Azubis am Ende des Unterrichtes zeigt mir, hier ist etwas angekommen. Und das war mein Ziel. Die Notaufnahme ist ein eigener kleiner Kosmos, aber das Arbeiten hier ist vielfältig und es ist sogar häufig Spaß mit dabei.

Fotos: Christiane Langhals

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