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Nicht fest auf einer Station? Immer im Nachtdienst? Interview mit einer Kollegin

Autor:
Arbeitsalltag von Gesundheits- und Krankenpflegern

VON LAURA BÖTTCHER

Der Arbeitsalltag von Gesundheits- und Krankenpflegern in Kliniken ist häufig sehr unterschiedlich – abhängig davon, wo sie in welcher Position arbeiten. Ich möchte euch eine Kollegin vorstellen, die in einem sogenannten „Pflegepool“ arbeitet und noch dazu nur in Nachtdiensten eingesetzt wird.

In meinen Gesprächen mit Kollegen aus anderen Kliniken habe ich bemerkt, dass vielen Mitarbeitern der Begriff Pflegepool unbekannt ist. Ich habe meine Kollegin Anika ein wenig zu ihren persönlichen Erfahrungen als Pflegekraft im Pflegepool und Dauernachtwache befragt.

Laura: Hallo Anika, stell dich bitte einmal kurz vor.

Anika: Hallo Laura, ich bin 33 Jahre alt. Ich habe von Oktober 2003 bis Oktober 2006 die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin gemacht und arbeite seit März 2008 in der Klinik hier in Lübben. Seitdem bin ich auch als Dauernachtwache tätig. Im Juli 2011 habe ich mich dann entschlossen, im Pflegepool zu arbeiten.

Laura: Was bedeutet Pflegepool? Klingt ein bisschen wie Schwimmunterricht für Pflegekräfte…

Anika: Nein! (Anika lacht) Das hat leider nichts mit Schwimmen und Badespaß zu tun. Pflegepool bedeutet, dass ein Team von Pflegekräften nicht zu einer festen Station gehört, sondern einspringt, wo Personal fehlt. Das kommt zum Beispiel vor, wenn viele Kollegen ausfallen oder ein Patient 1:1 Betreuung benötigt. Dabei arbeiten wir Pflegekräfte aus dem Pflegepool nicht nur für einen Bereich im Haus, sondern überall in der Klinik, von der Neurologie über Erwachsenenpsychiatrie bis zur Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Pflegepool: Vor- und Nachteile

Laura: Was gefällt dir daran besonders gut?

Anika: Mir gefällt es sehr gut, auf mehreren Stationen zu arbeiten. Außerdem mag ich es, flexibel zu sein. Man muss abwägen, ob man sich das vorstellen kann, kein festes Stationsteam zu haben.

Laura: Was gefällt dir eher weniger?

Anika: Manchmal kommt es vor, dass man nicht als examinierte Fachkraft gesehen wird, sondern eher als Hilfskraft – nur weil wir aus dem Pflegepool ja nicht zum Stammteam der Station gehören.

Laura: Würdest du die Arbeit im Pflegepool für Neulinge in der Krankenpflege empfehlen?

Anika: Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich sagen, dass man als frisch ausgelernte Pflegekraft doch erst auf einer festen Station starten sollte. Das hilft, die Abläufe kennenzulernen und etwas Routine zu gewinnen.

Laura: Würdest du wieder zurück auf eine feste Station gehen?

Anika: Momentan würde ich sagen: nein. Viele Probleme, die stationsintern auftreten, gehen an mir vorbei. Das finde ich für mich so okay. Stationsinterne Probleme können zum Beispiel Konflikte zwischen einzelnen Teammitgliedern sein, Konflikte mit Patienten oder Unstimmigkeiten bezüglich Veränderungen, die auf der Station erfolgen sollen. Diese Dinge können einem natürlich unmittelbar im Dienst begegnen. Da ich aber nur eine gewisse Zeit auf der Station bin, beschäftige ich mich danach nicht weiter damit.

„Ich schlafe täglich von 8 bis 15 Uhr“

Laura: Jetzt zum Thema Dauernachtwache. Wie kam es dazu, dass du dich dazu entschieden hast?

Anika: Ich bin Mutter und alleinerziehend und habe durch meine vorherige Arbeitsstelle bemerkt, dass die Nachtarbeit für mich viele organisatorische Vorteile mit sich bringt und mir die Planung des Alltags erleichtert.

Laura: Was sind die Vorteile? Und gibt es auch Nachteile für dich?

Anika: Für mich wird das Zeitmanagement vereinfacht. Ich habe mehr Zeit für meine Kinder, das ist mir sehr wichtig. Nachteile kann ich derzeit für mich nicht erkennen.

Laura: Magst du etwas über deine Tagesgestaltung erzählen?

Anika: Ja klar. Also morgens nach dem Dienst bringe ich mein kleineres Kind in die Kita, mein großes Kind fährt mit dem Bus zur Schule. Ich habe dann bis etwa 8 Uhr alles erledigt und gehe bis 15 Uhr schlafen. Manchmal könnte es etwas mehr Schlaf sein, aber das ist dann eben so. Danach hole ich dann beide Kinder aus dem Hort ab – glücklicherweise sind beide im selben Hort. Wenn ich nachts arbeite, passen die Großeltern auf die Kinder auf. Gleiches gilt für die Vormittage am Wochenende, wenn ich nach dem Nachtdienst schlafe. Wir wohnen alle zusammen in einem großen Haus. Das klappt super.

Zurück in den normalen Rhythmus – wie geht das?

Laura: Und wie sieht es aus, wenn du länger frei oder Urlaub hast? Brauchst du lange, um in den normalen Tag-Nacht-Rhythmus zurückzufinden?

Anika: Hmmm, also ich versuche am Tag der letzten Nachtschicht meist wach zu bleiben oder nur zwei Stunden zu schlafen, sodass ich abends dann zur normalen Zeit schlafen kann. Das klappt nicht immer auf Anhieb. Dabei spielt auch meine Umgebung eine große Rolle, das Wetter zum Beispiel, ob ich an den Vortagen gut geschlafen habe oder ob mich gedanklich etwas beschäftigt. In der Regel finde ich aber schnell zurück in den normalen Rhythmus.

Laura: Wie sieht es mit sozialen Kontakten aus? Bleibt da viel auf der Stecke?

Anika: Schon. Aber ich glaube, das kennt jeder, der im Schichtsystem arbeitet. Da ich aber eine 32 Stunden Woche habe, nutze ich meine freien Tage gern, um Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.

Laura: Hast du noch einen Tipp für angehende Pflegekräfte?

Anika: Ich finde, der Job sollte sich dem Leben anpassen und nicht umgedreht. Davon ausgehend sollte sich jeder überlegen, welches System für ihn in Frage kommt.

Foto: Wilm Harde (https://wilmhar.de/)

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