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15 Jahre Examen – ein persönliches Fazit über meinen Weg in der Pflege

Autor:
15 Jahre Examen

Wir haben Examenszeit in Hamburg – da denke ich auch wieder an mein eigenes Examen und vor allem an meinen Berufsstart zurück. Bei mir ist das nun schon 15 Jahre her – unfassbar. Einerseits eine lange Zeit, in der sich nicht nur in der Pflegeausbildung und im Pflegeberuf allgemein, sondern auch für mich und meine Rolle in der Pflege viel verändert hat. Andererseits sind 15 Jahre nur ein Wimpernschlag im Vergleich zu den Berufsjahren, auf die so mancher Kollege zurückblicken kann.

Wie ich meine Examenszeit erlebt habe

Ich war in der Examenszeit wahnsinnig aufgeregt und habe mich fast schon verrückt gemacht. Insbesondere vor der praktischen Prüfung war ich sehr nervös, weil die Prüfer einem buchstäblich auf die Finger geschaut haben. Wir hatten damals allerdings auch bei Weitem nicht die Vorbereitung, die heute seitens der Abteilung Ausbildung geboten wird. Eine strukturierte Praxisanleitung, wie sie heute stattfindet, steckte damals noch in den Kinderschuhen.

Das Lernen für die theoretischen Prüfungen hat mir damals viele schlaflose Nächte bereitet – und rückblickend gesehen ist es auch der Wahnsinn, was ich alles bis ins Detail gelernt hatte. Das wird von Fachfremden bis heute aus meiner Sicht massiv unterschätzt. Aber das Lernen fiel mir um einiges leichter als zu Schulzeiten, denn hier hat es mich, zumindest überwiegend, auch interessiert, was ich da lernen musste. Und wenn man während der gesamten Ausbildungszeit dranbleibt, ist es auch kein übermäßiges Pensum zum Ende der Ausbildung.

Da ich nach dem Krankenpflegegesetz von 1985 meine Ausbildung gemacht habe, führe ich noch die „alte“ Berufsbezeichnung Krankenschwester. Obwohl der Begriff auch heute noch weiter genutzt wird, finde ich die Abkehr davon gut, denn ich habe mich nie als „Schwester der Kranken“ gefühlt. Ich finde, der Beruf ist so viel mehr als das, was diese Bezeichnung unterschwellig ausdrückt. Trotzdem konnte ich es nach den Prüfungen kaum erwarten, endlich eine examinierte „Schwester“ zu sein, um mich auch als solche bei den Patienten vorstellen oder am Telefon melden zu dürfen. Ich hatte damals das Glück, dass ich nach dem Examen meine Wunschstelle in meinem Wunschkrankenhaus bekommen habe. Die Situation auf dem Arbeitsmarkt war damals eine ganz andere: Man musste froh sein, wenn man sich gegen Mitbewerber durchsetzen konnte.

Der Start in den Beruf – geglückt!

Der Start ins echte Berufsleben war für mich anstrengend und aufregend zugleich. Einerseits war ich nun ausgelernte, vollwertige Kraft – und wurde auch von Kollegen und Patienten so gesehen. Andererseits merkte ich schnell, dass das eigentliche Lernen jetzt erst so richtig losging. Es war nicht immer leicht, sich allen Situationen vollverantwortlich zu stellen und gleichzeitig auch einzuschätzen, was ich schon konnte oder wo ich doch noch Hilfe benötigte. Es war mir schließlich nicht egal, was die erfahrenen Kollegen und Vorgesetzten von mir hielten.

Letztlich fühlte sich der Start wirklich an wie ein Sprung ins kalte Wasser. Aber es hat auch Riesenspaß gemacht, jeden Tag besser schwimmen zu können. Ich wurde hierbei immer vom Team und meinen Vorgesetzten unterstützt, aber auch gefordert. Wenn ich heute neue, frisch examinierte Mitarbeiter auf den Stationen sehe, erinnere ich mich noch zu gut, wie es sich anfühlt und wünsche mir für sie, dass sie den gleichen Stolz empfinden, wie ich es damals tat. Denn die Wertschätzung, die der Beruf verdient, sollte zunächst von einem selbst ausgehen – indem man das, was Pflege tut, auch selbst so wertschätzt, wie man es sich von anderen wünscht.

Würde ich den Beruf wieder lernen?

Eindeutig JA! Es gibt vielerorts ganz sicher Arbeitsbedingungen, die sich ändern müssen, und ich will überhaupt nichts schönreden. Aber momentan habe ich den Eindruck, dass eigentlich nur negativ über den Pflegeberuf berichtet wird. Da heißt es überall nur noch, wie furchtbar alles sei. Man hört auch, wie jungen und interessierten Menschen gesagt oder suggeriert wird „Mach bloß was anderes mit Deinem Leben“, „Lerne etwas Besseres“ oder es heißt „Wenn ich es mir nochmal aussuchen könnte, würde ich etwas anderes machen“. Das ist meiner Ansicht nach nicht nur eine einseitige Betonung negativer Aspekte, sondern vor allem auch ungerecht den Menschen gegenüber, die den Beruf ausüben, und das auch noch professionell und sogar gerne.

Ich selbst kann aufrichtig von mir behaupten, dass ich diesen Beruf immer wieder erlernen würde.

Wenn man sich für Medizin und Gesundheitsthemen sowie für den Umgang mit Menschen interessiert, ist es der perfekte Beruf mit unendlichen Entwicklungschancen. Man kann sich in so vielen Bereichen spezialisieren, fort- und weiterbilden und in so vielen verschiedenen Einrichtungen und Settings in unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen arbeiten, wie es wohl kaum ein anderer Beruf ermöglicht. Heute gibt es quasi mehr denn je unbegrenzte Möglichkeiten. Das gilt auch für die Gestaltung von pflegerischen Arbeitsabläufen und -bedingungen: Mehr denn je hat die Pflege die Chance, sich selbstbewusst und konstruktiv in die Veränderungsprozesse einzubringen.

Ich finde auch nicht, dass es ein unattraktiver Beruf ist, weil man zum Beispiel auch an Wochenenden und Feiertagen oder im Schichtdienst arbeiten muss – letztlich hat man hierdurch sogar mehr Spielraum in der Freizeitgestaltung. Lange Wochenenden ohne Urlaubstage nehmen zu müssen oder Erledigungen wie Behördengänge und Arzttermine an freien Wochentagen lassen sich im Schichtdienst besser planen, als es bei einem „9-to-5-Job“ mit geregelter Fünf-Tage-Woche von Montag bis Freitag der Fall ist.

Bin ich heute da, wo ich vor 15 Jahren hinwollte?

Eindeutig NEIN! Ich habe damals vor dem Abitur die Schule beendet, um in die Krankenpflegeausbildung zu gehen. Mein Entschluss stand fest: NIE werde ich studieren, nie möchte ich etwas anderes machen, als in der klinischen Pflege zu arbeiten. Auch nach dem Examen, mit nicht ganz 21 Jahren war ich sicher: NIE werde ich nach dem Examensstress nochmal etwas anderes lernen – Fortbildungen mal ausgenommen…

Heute, mit 35 Jahren weiß ich: NIE kann man sicher sein, was noch kommt, und das ist auch gut so. Ich habe letztendlich doch Pflegewissenschaft studiert, nachdem ich früher aus Unwissenheit zunächst wenig Verständnis für „diese Theoretiker“ hatte. Ich arbeite nicht mehr „am Bett“ in der direkten Patientenversorgung, und trotzdem bin ich mir in einer Sache treu geblieben und unverändert sicher: Meine Arbeit soll sich um die Pflege im Krankenhaus drehen. Das geht nämlich auch vom Schreibtisch aus, solange man nicht den Blick für die Praxis verliert. Als Pflegekoordinatorin bin ich heute für die fachliche Pflegeentwicklung in unserer Klinik in Altona zuständig. Früher wollte ich da nicht hin, weil ich ja gar nicht wusste, welche Möglichkeiten sich im Laufe der Jahre ergeben würden – aber heute möchte ich nirgendwo anders sein. Und ich würde rückblickend tatsächlich nichts anders machen. Nur eines vermisse ich hin und wieder – die Arbeit mit den Patienten.

Foto: Sandra Nobmann

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