Manche träumen davon, eine Leitungsfunktion zu übernehmen, andere rutschen einfach hinein. Doch für alle stellt sich die Frage, wie sie diese Herausforderung bewältigen können und was diese Rolle für sie bedeutet.
In vielen Köpfen steckt der Gedanke: Wenn man Karriere macht, übernimmt man automatisch eine Führungsposition. Auch ich habe mich hochgearbeitet und bin dann Stationsleitung geworden – mit der Aufgabe, ein Team zu führen. Das Verständnis von dieser Aufgabe kann individuell sehr unterschiedlich sein. Daher kann ich nur von mir berichten. Ich habe mir die Frage gestellt: Was heißt das für mich? Das sind meine Antworten:
Affinität zur Führung
Woher weiß ich, ob es passt? Ich habe schon sehr früh gemerkt, dass ich eine Affinität zur Führung habe, schon als kleines Kind war ich gern der „Bestimmer“.
Die Organisation mitgestalten, unangenehme Entscheidungen treffen und dennoch empathisch bleiben. Die Anforderungen an Führungskräfte sind hoch, insbesondere bei einem Maximalversorger, wie es die Asklepios Klinik Altona ist. Denn der schnelllebige Klinikalltag mit 24-Stunden-Versorgung verlangt von der Leitung mehr Flexibilität als etwa in einem kleinen Krankenhaus mit planbaren Eingriffen.
Ich wollte schon als Kind proaktiv etwas mitgestalten und stand gern im Fokus, das ist auch heute noch so. Kommunikation ist mir nie schwergefallen, eine wichtige Kompetenz als Führungskraft. Sich selbst zu reflektieren und zu entwickeln ist ebenso wichtig in der Position.
Motivation und soziale Kompetenzen gefordert
Meine Meinung ist: Wer Führungskraft wird, sollte das aus innerer Überzeugung tun. Sich aus Statusgründen oder wegen des Geldes dafür zu entscheiden, könnte einem früher oder später um die Ohren fliegen. Warum ist das so? Menschen sind schwierig und auch immer individuell. Nicht immer sind Dynamiken im Team nachvollziehbar, geschweige denn kontrollierbar. Dies zu steuern ist jedoch die Aufgabe als Führungskraft. Dafür braucht es viel Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit, das Vertrauen von Menschen zu gewinnen.
Nicht alles selber machen
Als ich das Ziel vor Augen hatte, war ich mir im Klaren darüber, dass ich dann pflegefachliche Aufgaben abgeben muss. Die erledigen nun Mitarbeiter. Hier geht es darum, das volle Potenzial meines Teams auszuschöpfen, statt jede Entscheidung selbst zu treffen. Wer sich diesen Aufgaben gewachsen fühlt, kann sich als Führungskraft probieren. Ich bin aus meinem Team heraus Führungskraft geworden. Manchmal ist es so, dass es Akzeptanzprobleme geben kann, wenn man innerhalb des Teams befördert wird. Diese Erfahrung habe ich glücklicherweise nicht gemacht.
Den Respekt als Führungskraft muss man sich erarbeiten
Ich bin zehn Jahre Teil des Teams gewesen und wurde dann zuerst stellvertretende Stationsleitung und 18 Monate später Stationsleitung.
Auch wenn ich bereits das Team seit meinem Examen kenne, bin ich hin und wieder an meine Grenzen gekommen. Gerade in den sogenannten Sandwichpositionen. Dieser Begriff wird für die Rolle einer Führungskraft des unteren bis mittleren Managements in einer Organisation angewendet, welche aufgrund ihrer Position in der Unternehmensführung auf der einen Seite Anweisungen höherer Führungsstufen umsetzen muss und auf der anderen Seite Mitarbeiter unter sich zu leiten hat. Erwartungen und Ansprüche von unten und oben, das setzt viele unter Druck.
Gratwanderung zwischen Anpassung und Grenzen überschreiten
Ich sage ganz klar: Wer sich seines Ziels sicher ist, sollte sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, wie man die künftige Arbeit als Führungskraft gestalten will. Hier spielt die innere Haltung eine wichtige Rolle. Als Stationsleitung in einer Klinik befindet man sich oft auf dem schmalen Grat, sich gut in die Unternehmenskultur einzubringen, aber auch prägend Einfluss zu nehmen. Ich will als Führungskraft meine eigenen Ideen mit einbringen, Dinge in Frage stellen, aber die unternehmenskulturellen Grenzen nicht überschreiten. In der Asklepios Klinik Altona ist mir dies immer möglich gewesen. Ich wurde in den letzten Jahren immer gefördert und vor allem auch gefordert. Mit der Zeit entwickelt man ein Gefühl dafür, wie sehr man anecken kann und wann man besser mit dem Strom schwimmt. Das sage ich aus meiner eigenen Erfahrung. Weiterhin warne ich davor, so zu tun, als laufe von Anfang an alles perfekt. Bloß keine Schwäche zeigen wollen und bei völliger Ahnungslosigkeit Kompetenz vortäuschen, das ist der falsche Ansatz. Die meisten merken, wenn man unsicher ist. Man sollte offen damit umgehen und als Person authentisch bleiben.
Mein Tipp
Am besten geht eine frischgebackene Führungskraft die neue Aufgabe und die Position mental und emotional durch und entwirft ein Szenario für die ersten 100 Tage in der Leitungsposition und stellt sich folgende Fragen: Was will ich bis dahin erreicht haben? Wie will ich führen? Wie will ich wirken und wer will ich sein?
Dennoch: Eine Gebrauchsanweisung für richtige Führung gibt es leider nicht.
Fotos: Pixabay / Geralt, Caroline Runge