VON FARSHID AHMADI
In diesem Blog möchte ich einige Dinge aus meiner subjektiven Perspektive darstellen, die während der Ausbildung demotivierend sein können.
Ich will hier niemanden verschrecken. Für mich ist und bleibt Gesundheits- und Krankenpfleger ein toller Beruf. Meine Ausbildung, die ich vor fast eineinhalb Jahren beendet habe, hat Spaß gemacht, und ich habe sie nicht bereut. Aber Ihr solltet wissen, was die Ausbildung auch beinhalten kann.
Schwarze Schafe unter den Ausbildern
Sowohl in der Theorie als auch in der Praxis auf der Station gibt es immer einige Kollegen, die sich jeden Tag verdient den ersten Platz in der Kategorie „Null-Bock-Auf-Arbeit“ sichern. Das ist halb so schlimm, jeder hat solche Tage. Doch oft leidet auch die eigene Motivation darunter.
In der Theorie kam es vor, dass Dozenten unvorbereitet in den Unterricht kamen, undeutlich sprachen oder krampfhaft versuchten, ihre Autorität zu verteidigen und überfordert waren. Diese Lehrkräfte brachten sogar die motiviertesten Schüler dazu, sich in ihren unbequemen Stühlen hängen zu lassen und für den Rest des Tages eingeknickt ins Leere zu starren.
Ich will nicht ungerecht sein, ich habe in der Theorie auch viele gute und engagierte Lehrer kennen gelernt, die gut vorbereitet und souverän unterrichten. Aber es gab eben auch die oben beschriebenen Stunden, und da musste ich mich dann alleine durchbeißen.
Eigentlich macht man’s anders!
Zwischen Theorie und Praxis liegen Welten. Diesen Satz habe ich unzählige Male hören müssen. In der Theorie unterrichten Akademiker praxisrelevante Themen – und zwar so, wie es im Optimalfall sein müsste. Auf der Station herrschen jedoch selten optimale Bedingungen, sondern Personalmangel, Materialmangel und Zeitmangel. So kommt es, dass wir Auszubildende uns in der Theorie das Wissen über optimale Pflege aneignen – und es dann auch hochmotiviert in der Praxis umsetzen möchten. Doch was passiert? Wenn ich mir die notwendige Zeit nehme, um zum Beispiel einen dementen älteren Patienten morgens so zu pflegen, dass er nicht überfordert ist und sich wohl fühlt, kann es passieren, dass mich die Kollegen kritisieren, da ich ihrer Meinung nach zu langsam arbeite.
Arbeitsmarathon
Aufgrund von Personalengen kam es während meiner Ausbildung vor, dass auf einigen Stationen die vorgesehene Anzahl an Gesundheits- und Krankenpflegern fehlte. Dann kam es vor, dass wir Auszubildenden unsere eigentliche Station verlassen mussten, um auf einer fremden Station mit fremden Kollegen und Patienten auszuhelfen. An einem solchen Tag lernte ich: Patienten-Klingeln ablaufen, Essen verteilen, Essen einsammeln, Kaffee verteilen und Kaffee einsammeln. Oder man wird vom Mensch zur Waschmaschine: Den ganzen Tag auf einer geriatrischen Station von Zimmer zu Zimmer gehen und den Patienten bei der Körperpflege behilflich sein. Stundenlang. Alleine.
Solche Tage werden Dich demotivieren, frustrieren und Kraft kosten. Aber wenn Du durchhältst, Dich gut auf das Examen vorbereitest und dann endlich Dein Examenszeugnis in den Händen hältst, kannst Du stolz auf Dich sein – und hast die Möglichkeit, in einem spannenden und vor allem sinnvollen Beruf zu arbeiten!
Und wichtig: Dann machst du es besser und hilfst den Auszubildenden, mit denen Du nach Deinem Examen zusammenarbeitest, dass sie weniger Hürden in ihrer Ausbildung zu überwinden haben. So wie ich es täglich mache. Das liegt dann allein bei Dir!
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