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Erfahrungen aus der Pflege auch im Urlaub unersetzlich

Autor:

VON SVENJA HORN

In den Infos hier im Blog über mich habt ihr ja vielleicht schon erfahren, dass ich an den Wochenenden oft mit dem Wohnmobil ans Meer fahre und im Januar gerne in Kapstadt bin. Dort können mein Freund und ich Kitesurfen und Wellenreiten. Auch dieses Jahr ging es wieder runter nach Südafrika – mit 16 guten Freunden aus Hamburg.

Die Vorfreude war natürlich riesengroß! Am 22. Januar sind wir endlich ins Flugzeug gestiegen und abgehoben in unser persönliches Paradies. 30 Grad, Sommer, Sonne, Wind und Wellen warteten auf uns 13 Flugstunden entfernt. Ein paar unserer Freunde waren bereits dort, andere kamen ein paar Tage später nach. Eine kleine Gruppe begrüßte uns also bereits bei unserer Ankunft – mit einer erschütternden Nachricht: Einer unserer Freunde, der am Tag zuvor mit seiner Freundin in Cape Town angekommen war, war beim Kitesurfen verunglückt.

Er war aus einem Sprung heraus gestürzt und durch den Aufprall auf die Wasseroberfläche sofort bewusstlos. Per Rettungshubschrauber wurde er in eine nah gelegene Klinik geflogen und intensivmedizinisch versorgt. Viele Fragen schossen uns durch den Kopf: Wie steht es wirklich um ihn? Wie gut ist das Gesundheitssystem in Kapstadt? Wissen die Ärzte und Pflegekräfte, was sie tun? Ist er in guten Händen?

Eine Auslandskrankenversicherung besaß er. Einen Rücktransport nach Hamburg ließ sein Gesundheitszustand nicht zu. Deutsche Ärzte telefonierten mit den südafrikanischen Kollegen vor Ort. Dennoch blieb die Ungewissheit, ob er die gleiche Gesundheitsversorgung erhielt, wie es zu Hause der Fall wäre.

Auf der Intensivstation in Kapstadt

Ich wollte mir ein eigenes Bild machen. Da ich vier Jahre auf der Intensivstation gearbeitet hatte, konnte ich bereits anhand der Erzählungen eine grobe Vorstellung von seinem Zustand entwickeln. Am nächsten Tag fuhr ich zu ihm in die Klinik. Seine Freundin hatte mich bereits mit den Docs und Nurses angekündigt. Ich wurde sehr freundlich empfangen, all meine Fragen wurden beantwortet und schnell war ich beruhigt. Der Zustand unseres Freundes war kritisch, aber ich wusste, Schwester Betty und die beiden behandelnden Ärzte hatten alles im Griff. Die technische und medikamentöse Ausstattung dieser Intensivstation war genauso gut wie in Deutschland. An den eingestellten Beatmungsparametern konnte ich interpretieren, wie es seiner Lunge nach dem Sturz in den Atlantik ging.

Mit den Infos im Gepäck, die ich in der Klinik von dem überaus empathischen Gesundheitsteam erhalten hatte, fuhr ich zurück in unsere Lodge. Alle warteten schon gespannt – und mein Bericht konnte alle beruhigen. In dieser beängstigenden, für alle anderen nicht einschätzbaren Situation konnte ich ein wenig Licht ins Dunkel bringen. Auch wenn wir alle wussten, dass er wirklich sehr krank war, waren wir nun auch sicher, dass sich ausgezeichnet um ihn gekümmert wurde.

Sicherheit für die Gruppe

Jetzt mussten wir ihm und dem Genesungsprozess nur Zeit geben. Mit ein paar Hochs und Tiefs ging es durch die nächsten drei Wochen. Immer wieder war ich mit seiner Freundin bei ihm in der Klinik. Wir wurden super einbezogen und all meine Fachfragen wurden ausführlich beantwortet. Nach jedem Besuch konnte ich unseren Freunden ein Update geben.

Zweites Leben geschenkt

Inzwischen ist unser Sorgenkind begleitet durch einen Arzt per Businessclass wieder in Hamburg angekommen. Mit ein paar Kilo weniger und dem guten Gefühl, nun einen zweiten Geburtstag feiern zu dürfen, startet er jetzt wieder ins Arbeitsleben.

Mir haben diese Erlebnisse gezeigt, wie wichtig meine berufliche Erfahrungen auch im Privaten sein können. Einerseits war es natürlich ziemlich spannend für mich, eine Intensivstation in Cape Town kennenzulernen. Ich war froh, gemeinsam mit Schwester Betty und Pfleger Patric für unseren Freund da sein zu können und auf ihn aufzupassen, während er sediert und beatmet schlief. Andererseits war es schön, dass ich unseren besorgten Freunden und auch dem Patienten selbst eine Form von Sicherheit geben konnte. Das Wissen und die Erfahrung, die ich über die Jahre im Pflegeberuf gesammelt habe, waren zu dieser Zeit tatsächlich unersetzlich.

Fotos: Svenja Detjen


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