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Psychiatrie hautnah: „Dieser Tag wird mir ewig in Erinnerung bleiben“

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Exkursion nach Harburg: Für rund 40 angehende Pflegefachfrauen und -männer vom Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsberufe ist der 28. August kein gewöhnlicher Tag. Bereichsleiterin Loraine Mencke und Praxisanleiter David Witte von der Psychiatrie am Klinikum Harburg haben einen ganz besonderen Workshop für die Nachwuchskräfte vorbereitet. Wir vom Blog Team wollten herausfinden, wie die Veranstaltung gelaufen ist und welche Erfahrungen die Teilnehmer:innen machen konnten.

Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee und Laugengebäck liegt in der Luft. 40 Pflege-Azubis erwartet heute ein besonderer Tag. Gastgeberin Loraine und Gastgeber David von der Psychiatrie am Klinikum Harburg haben zu ihrem ersten Workshop dieser Art eingeladen.

Den erfahrenen Führungskräften liegt die Seelenheilkunde schon lange am Herzen. Loraine und David wissen: In der psychiatrischen Pflege spielen Empathie und Verständnis eine große Rolle. Deshalb haben sie für die angehenden Pflegefachfrauen und -männer vom Asklepios Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG) den BZG-Tag auf die Beine gestellt, um frühzeitig für die speziellen Anforderungen im Arbeitsalltag der psychiatrischen Pflege zu sensibilisieren.

Frühzeitig für Psychiatrie sensibilisieren

Panikattacken, Phobien, sozialer Rückzug – psychiatrische Symptome und Erkrankungen sind enorm vielfältig und somit auch fester Bestandteil während der gesamten Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann bei Asklepios. Den hierfür nötigen fachlichen Unterricht bekommen die Azubis allerdings erst im letzten Ausbildungsdrittel. Loraine und David finden das zu spät und möchten schon früher Einblicke in die Psychiatrie geben. Deshalb stand am Montag, den 28. August 2023 eine Exkursion nach Harburg auf dem Lehrplan der Asklepios-Azubis.

Mix aus Vorträgen und praktischen Übungen

Der Tag bot einen interessanten Mix aus Wissenstransfer, Austausch, Kennenlernen, Spaß und praktischen Übungen. Privatdozent Dr. Daniel Schöttle, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, sprach am Vormittag über die Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS). Nach dem informativen Vortag konnte das junge Publikum offene Fragen an den Experten richten.

Nach einer kurzen Pause sprach Susan Wagenknecht, Krankenschwester der Asklepios Klinikum Harburg, über Achtsamkeit und ihre Bedeutung für die psychiatrische Pflege. Achtsamkeit wird in der Therapie auf verschiedene Weise eingesetzt. Zum Beispiel lernen Patient:innen durch spezielle Übungen, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren und ihre Stressreaktionen zu reduzieren.

Auch der praxisorientierte Teil durfte an diesem Tag nicht fehlen. Ab 10:30 Uhr hieß es für alle: sich selbst spüren. Während die einen ganz bewusst eine Rosine aßen, andere in ihren Körper hinein spürten, erlebte die dritte Gruppe hauchdünne Nadelstiche auf ihrer Haut.

Intensive Behandlung im häuslichen Umfeld schaffen

Später dann waren die Azubis eigenständig in der Klinik im Rahmen der Stationsrallye unterwegs und im Austausch mit den erfahreneren Pflegenden vor Ort. Nur eine Gruppe nahm Loraine unter ihre Fittiche und stellte die „Stationsäquivalente Behandlung“ vor. Darunter verstehen Fachleute eine Ergänzung zur vollstationären oder tagesklinischen psychiatrischen Akutversorgung. Diese bietet die Möglichkeit einer intensiven Behandlung im häuslichen Umfeld und wird durch ein multiprofessionelles Team geleistet.

Loraine sagt über ihre Motivation: „An der Arbeit in der Psychiatrie begeistert mich am meisten, mich mit meiner Persönlichkeit einzubringen. Jede Kollegin und jeder Kollege bringt eigene Erfahrungen und Interessen mit in diesen Beruf, die sie mit den Patient:innen teilen können.“

Zudem stellt sie fest: „In der Psychiatrie haben wir mehr Zeit für die Patient:innen als in anderen Bereichen. Dies ist auch notwendig, um unsere Patient:innen auf ihrem Weg zu begleiten und ihnen zu helfen, wieder in ihren Alltag zurückzufinden.“

Interview mit einem Patienten

Am Ende der Quiz-Tour durch die Psychiatrie erzählten sich die Teilnehmer:innen gegenseitig, was sie erlebt, gesehen und gehört haben.

Nach dem Lunch hieß es dann, die grauen Zellen anwerfen. Merete Bock, Assistenzärztin auf der Station für Abhängigkeitserkrankungen, teilte mit den Azubis ihr Wissen zum Thema „Abhängigkeiten verstehen“ am Beispiel Alkohol.

Doch das Besondere an diesem Tag war für alle, einen Betroffenen interviewen zu dürfen. Teilnehmerin Michaela beschreibt es so: „Der Vortrag von Frau Bock und einem Betroffenen waren megainteressant. Vor allem die Erzählung des Patienten wird mir – und wohl auch allen anderen – ewig in Erinnerung bleiben.“

Pflegemanager David kann die positive Erfahrung gut nachvollziehen. Er arbeitet seit über 20 Jahren in der Psychiatrie. Er sagt: „Ich selbst schätze es sehr, von Patient:innen lernen zu können, wie sie mit ihren Schwierigkeiten umgehen. Und habe immer wieder Achtung vor Menschen, die großartige Lösungen und Anstrengungen vollbringen, um ihr Leben zu gestalten.“

Fazit

Insgesamt dauerte das Programm satte acht Stunden – aber diese Zeit hat sich gelohnt! David resümiert: „An diesem Tag haben wir viel gelacht und die Auszubildenden haben viele gute Fragen gestellt. Es war mir eine besondere Freude, diesen Tag mitzuerleben, weil sich bei mir das Gefühl eingestellt hat, wir haben sinnvolle Arbeit geleistet.“

Denn das Ziel unserer Veranstaltung war, dass die Azubis frühzeitig an diesem Beruf herangeführt werden – noch bevor sie ihr dreiwöchiges Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung absolvieren.

Der Austausch mit Loraine und David – die das Programm mit viel Sachverstand und Kreativität entwickelt haben – sowie allen anderen Kolleg:innen auf den Stationen wurde gut angenommen und gab unseren Azubis wertvolle Erkenntnisse darüber, was alles im Berufsalltag auf sie als Pflegekräfte wartet.

In diesem Job geht es nicht nur um Medizin, sondern vor allem um Menschen. Und genau hier hat dieser Workshop-Tag angesetzt: Es gab viel Raum, um Fragen zu stellen und zum Kennenlernen zwischen Neulingen und Professionals.

Mehr zum Thema gibt’s beim Asklepios-Podcast aus der Psychiatrie über Psychiatrie. Hier geht es zur Folge „Was heißt hier gestört?

#JobmitSinn

Foto: Asklepios

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Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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