Immer wieder hört man, dass die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegekräften nicht so gut funktioniert, nicht auf Augenhöhe abläuft – wie man so schön sagt. Das soll mit ein Grund für die Unzufriedenheit im Pflegeberuf sein. Aber es geht auch anders!
Wenn beide Seiten es erst einmal schaffen, sich auf einander einzulassen und mit Respekt zu begegnen, kann man phantastische Dinge gemeinsam erreichen. Zum Beispiel habe ich im Rahmen meines ersten Studiums zum Intensive Care Practitioner an der Steinbeis Hochschule Berlin zusammen mit einem ärztlichen Kollegen unser innerklinisches Notfallsystem revolutioniert. Das bedeutet, dass wir nun kein reines Reanimationsteam mehr sind, sondern ein Konzept umsetzen, das die besondere Überwachung von Risikopatienten auf der Normalstation einführt, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden. Wir arbeiten jetzt primär präventiv und verhindern auf diese Weise viele unnötige Reanimationen.
„Irre, was alles möglich ist!“
Wir haben in Fachzeitschriften darüber berichtet, eine Zusammenfassung gibt es zum Beispiel hier . Dabei gehörten wir sicher zu den ersten in Deutschland, die das umgesetzt haben – und sind damit recht populär geworden. Eigentlich erstaunlich, da dies von der ERC (European Resuscitation Council) schon seit über zehn Jahren gefordert wird. In unseren Präsentationen auf Kongressen, Vorlesungen und im Rahmen von Lehrveranstaltungen in der Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege hören wir immer wieder, das sei personell nicht zu schaffen. Das ist Quatsch, es geht immer irgendwie. Man muss vielleicht auch einfach mal den Pflegekräften mehr zutrauen und Verantwortung übergeben. Das läuft und führt bei allen zu der Erkenntnis: „Irre, was alles möglich ist!“
Mehrere Sichtweisen führen zu guten Ergebnissen
Wir müssen nur lernen, endlich zu akzeptieren, dass jede Profession eine eigene Sichtweise auf die Dinge hat und das zusammenführen. Dann kommt ein erstaunlich gutes Ergebnis dabei heraus. Das funktioniert ein bisschen so wie in der Mathematik. Seit unserem ersten gemeinsamen Projekt haben wir so einige weitere Aktionen und Fortbildungen im Team aus Pflegekräften und Ärzten gestaltet. Das war immer super.
Ohne Standesdünkel und ohne Angst
Es gibt überall diese „Neudenker“, die die Interdisziplinarität im Kopf tragen. Ohne Standesdünkel und Angst vor Kompetenzverlust. Die müsste Ihr Euch im Team suchen und dann gemeinsam mit einem Projekt starten, das euch bewegt. Ihr werdet sehen, das klappt und macht Spaß – und obendrein macht es zufrieden!
Foto: Andreas Schäfer