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Zehn Jahre Examen – Was hat sich für mich verändert?

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Blick zurück

Am 1. Oktober 2009 begann meine Karriere als Pflegefachkraft. An diesem Tag vor etwa zehn Jahren hatte ich gemeinsam mit fünf meiner ehemaligen Ausbildungskollegen meinen ersten Tag auf unserer Projektstation. Das heißt, dass die Klinik sechs Leute vom damaligen Oberkurs übernommen und mit erfahrenen Pflegefachkräften durchmischt hat. Diese Projektstation war eine interdisziplinäre Station mit dem Schwerpunkt Chirurgie und Innere Medizin für Selbstzahler, deren Versicherung ein Zweibettzimmer bezahlt.

Aller Anfang ist aufregend

Den ersten Frühdienst am 1. Oktober durfte ich alleine beginnen. Für mich persönlich eine aufregende Erfahrung. Natürlich gab es zu diesem Zeitpunkt der Eröffnung der neuen Projektstation dort noch keine Patienten. Deswegen fing ich erstmal an, alle Pflegeschränke und Regale zu befüllen und diese zu beschriften. Dies hat einige Stunden gedauert. Meinen ersten Anruf bekam ich gegen 9 Uhr von der damaligen Intermediate Care (IMC, Zwischenpflege)-Station. Ich sollte drei Patienten auf Station übernehmen. Meine Aufregung stieg rapide nach oben. Die Übernahme von Patienten war mir zwar nicht neu, aber als frisch Examinierter sieht man die Übernahme mit ganz anderen Augen. Sprich die Verantwortung ist eine ganz andere. Zu der Durchführungsverantwortung kommt nun die Eigenverantwortung hinzu. Die Ausarbeitung der Papiere, die Kontrolle der Drainagen, stellen der intravenösen und oralen Medikation und vieles mehr. All dies lässt den Puls steigen; vor allem, wenn die erfahrenen Pflegefachkräfte ihren Resturlaub oder Ausgleich für Überstunden genießen. Natürlich war dies ursprünglich anders geplant. Es hieß, sie sollten uns Neu-Examinierten unterstützend zur Seite stehen. Was aber leider nicht so war.

Es kommt anders als man denkt

Auch der Umgang mit der Software Orbis war eine herausfordernde und interessante Erfahrung – ähnlich dem Prinzip „ins kalte Wasser springen“. Das heißt, ich musste mir das Programm erstmal genauer anschauen, da man als Auszubildender nur selten an den PC kommt. Alle diese Eindrücke am ersten Tag waren ein Mix aus Aufregung, Begeisterung, Neugier, Freude und leichter Überforderung. Es war dennoch eine schöne und interessante Zeit. Vier Jahre bin ich auf dieser Station geblieben, bevor ich eine Veränderung gebraucht habe. Mein damaliger Gedanke war, zwei Jahre zu arbeiten und dann auf die Intensivstation zu wechseln, um dort meine Fachweiterbildung zum Intensiv- und Anästhesiefachpfleger zu absolvieren. Wie so oft im Leben, kommt es immer anders, als man denkt – so auch bei mir.

Der Wechsel

Das Schicksal führte mich auf eine rein chirurgische Station. Dort blieb ich fast ein Jahr. Dann bekamen die Mitarbeiter der Station das Angebot, ein Stockwerk höher zu ziehen. Dieses Stockwerk war komplett neu renoviert und umgebaut worden. Natürlich konnte man dieses Angebot nicht ausschlagen und so zogen wir um. Und ich habe mal wieder das Glück gehabt, auf eine neueröffnete Station zu wechseln. Das alles kam mir logischerweise bekannt vor. Es gab nur eine Ausnahme: Ich war nicht mehr allein! Bis heute bin ich der Station treu geblieben. Aus der chirurgischen Station ist eine mit Unfallchirurgie/Orthopädie und Gynäkologie geworden. Nach zirka zwei Jahren – im Jahr 2015 – fing ich dann an, meine Weiterbildung als Praxisanleiter zu machen. Dieser Teil des Berufs liegt mir ganz besonders am Herzen. Ich habe mir immer geschworen, die Auszubildenden so respektvoll zu behandeln, wie ich gerne behandelt werden möchte. Und ich würde behaupten, dass das meine Auszubildenden an mir zu schätzen wissen.

Der Umbruch

Im Februar 2016 verließ uns unsere damalige Stationsleiterin, um sich neuen Herausforderung zu stellen. Es folgte ein volles halbes Jahr ohne eine Führungskraft. Mit viel Mut und überzeugenden Argumenten der Kollegen habe ich mich im November 2016 dazu entschlossen, die Stationsleitung zu übernehmen. Es war nicht immer einfach, da man als Vorgesetzter gleichzeitig Kollege und Chef sein muss. Doch nach anderthalb Jahren Weiterbildung zum Stationsleiter bin ich stolz bekannt zu geben, dass ich alle meine Prüfungen bestanden habe und somit offiziell den Titel des Stationsleiters tragen darf. Wie ihr seht, kann man auch in der Pflege etwas erreichen. Pflegefachkraft ist ein schöner Beruf – gerade, wenn man Herausforderung mag, wenn man den Umgang mit Menschen liebt, wenn man Gutes tun will und wenn man vor allem einfach stolz auf seine Arbeit sein möchte. Genau diese Punkte machen eine gute Pflegefachkraft aus. Und in diesem Sinne freue ich mich auf mindestens weitere zehn Jahre in der Pflege.

Foto: Fotolia/sudok1

Wjatscheslaw Schäfer

(Jahrgang 1984) arbeitet in Asklepios Klinik im hessischen Lich in der Nähe von Gießen. Dort ist er Bereichsleiter für Unfallchirurgie und Gynäkologie. Wjatscheslaw wurde in Kasachstan geboren und kam als Kind im Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Deutschland. Er arbeitet bereits seit mehr als zehn Jahren als Krankenpfleger und ist seit einiger Zeit auch als Praxisanleiter tätig. Wjatscheslaw beschreibt sich als im Grunde gut gelaunten Menschen, der gerne an die Arbeit geht. Wenn mal etwas schiefgehe, helfe Jammern am Ende niemandem weiter, findet er. Deshalb lautet sein Motto: Kopf hoch, morgen ist ein neuer Tag. Und man sollte möglichst jeden genießen. In seiner Freizeit ist ihm das Training im Fitnessstudio wichtig. Und Zeit für Familie mit seinen vielen Geschwistern, Neffen und Patenkindern.


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    Wir sind Pflege! Denn mit mehr als zwei Millionen Patient:innen sind die Asklepios Kliniken eines der größten Gesundheits-unternehmen in Deutschland. Mehr als 67.000 Mitarbeiter:innen sind rund um die Uhr im Einsatz - ein großer Teil von ihnen als Pflegekräfte.
    Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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