Soziale Berufe verlangen einem einiges ab. Da ist es schwierig, immer freundlich und nett zu bleiben. Dabei sieht mein Idealbild so aus: Am liebsten würde ich immer gerne zur Arbeit kommen, durchgehend freundlich und gut gelaunt sein. Schon zur Begrüßung möchte ich meinen Mitarbeitern einen Grund zur Freude geben und eine positive Atmosphäre versprühen. Den ganzen Tag lang. Wenn dann Feierband ist, wünsche ich mir, den automatischen Umschaltknopf zu finden, der mich in den immer sonnigen Nachmittag beamt.
Doch was ist nun los?! Jahresanfangstief, Winterdepression oder gleich Burn-Out? Was es auch ist, es nimmt mir die Freude. Spätestens Sonntagnachmittag fällt mir der Wochenstart am Montag wie ein grauer Hut auf den Kopf.
Damit sich das Leiden auch so richtig lohnt, kommen mir nur negative Gedanken in den Kopf: Warum für das Geld, so viel Verantwortung tragen? Wie soll ich als Dozentin bei diesen Rahmenbedingungen die Auszubildenden motivieren? Was soll ich meinen Mitarbeitern sagen, wenn sie mir offensichtliche Missstände aufzeigen?
Soziale Berufe: Es bleibt nicht verborgen, wie es den Kollegen geht
Noch ratloser werde ich, als ich in genau dieser Phase den nächsten – nämlich diesen – Blogbeitrag beginnen muss. Meine schlechte Laune fällt inzwischen auch meinen Kollegen auf. Für soziale Berufe ist eine Arbeitsatmosphäre typisch, in der nicht verborgen bleibt, wie es den Kollegen geht. Das macht es mir leichter, darüber zu sprechen. Und um Rat zu bitten. Auf meine Frage: „Worüber soll ich nur schreiben?“ haben die Kollegen eine einfache Antwort: „Schreib doch einfach über Dich, wie es Dir jetzt gerade geht.“
Ich bin ein ehrlicher Mensch und kann mich schlecht verstellen. Also ist es tatsächlich die beste Idee, das Tief zum Thema zu machen. Aber zeitgleich auch den Mund aufzumachen. Meine Kollegen scheinen froh, als ich in diesen Tagen aus meinen Launen Worte mache und sage, dass es nichts mit ihnen zu tun hat. Nur meine Vorgesetzte schaut mich besorgt an. Aber sie kennt das von mir.
Soziale Berufe bieten vielfältige Perspektiven
Es kommt der Punkt, an dem ich merke, dass nur ich was an der Situation ändern kann. Ich bin verantwortlich für meine Haltung, für die Richtung, aus der ich auf die Welt blicke. Erst ärgert mich diese Erkenntnis. Schon wieder Verantwortung. Verantwortung? Da war doch was. Ich drehe in Gedanken die Zeit zurück.
Dabei fallen mir meine Ziele ein. Perspektiven, die soziale Berufe wie Gesundheits- und Krankenpfleger eröffnen. Ich habe sie nicht vergessen, aber irgendwie ein wenig aus den Augen verloren. Das Unterrichten von Auszubildenden und das Fortbilden von Pflegepersonal in der Psychiatrie möchte ich ausbauen. Berufsbegleitend studieren möchte ich auch noch. Und wenn mein Sohn auf eigenen Beinen steht, will ich ins Ausland gehen. Vielleicht in die Entwicklungshilfe. Dazu fehlt mir allerdings noch Praxiserfahrung in der Notfallmedizin. Meine Idee, in der Notaufnahme einen Teil meiner Arbeitszeit abzuleisten, kommt mir wieder in den Sinn. Soziale Berufe wie meiner bieten so viele Möglichkeiten und Chancen.
Lust auf die eigenen Ziele
Da ist sie wieder: Die Lust, aus meinem Beruf das zu machen, was ich möchte. An das zu denken, was ich erreichen will – und nicht nur an das, was mich daran hindert, es zu erreichen. Klingt einfach. Ist es aber nicht. Ich habe Wochen daran geknabbert. So lange habe ich diesen Beitrag vor mir her geschoben. Diese Woche hat mich dann meine Vorgesetzte mit den Worten begrüßt: „Da ist sie ja wieder, die alte Katharina!“
Foto: Katharina Voß