Suchen Sie nach etwas?

Pflegekammern: Zwang oder Chance für die Zukunft?

Autor:
Diskussionen um Pflegekammer

Aktuell beschäftigen mich sehr die heißen Diskussionen und Proteste rund um das Thema Pflegekammer Niedersachsen (zum Beispiel hier nachzulesen). Eine Pflegekammer hat die Aufgabe, wie auch schon bestehende Heilberufe-Kammern, berufliche Aufgaben zu definieren, Berufsordnungen zu erlassen, Fort- und Weiterbildung zu regeln und die Politik in Belangen der Berufsgruppe zu beraten.

Die aktuellen Proteste richten sich vor allem gegen die Beitragsberechnungen und auch die Zwangsmitgliedschaft. An dieser Stelle kann ich den Ärger und die Sorgen der dort Pflegenden sehr gut verstehen. Trotzdem möchte ich vor allem die Sache mit der Zwangsmitgliedschaft, bzw. den Begriff „Zwang“ mal von einer anderen Seite aus betrachten – denn wortgetreu sind wir uns doch alle in der Pflege einig, dass sich auch zwingend etwas in der Pflege tun muss. Ich glaube, als größte Berufsgruppe im Gesundheitswesen sind wir nur alle gemeinsam in der Lage, die Pflege zukünftig so zu gestalten, wie sie sein soll. Denn aufgrund unseres Fachwissens können wir selbst beurteilen, wie eine optimale Pflegeversorgung aussieht. Dazu gehören auch Vorgaben, was Pflegefachkräfte mit welcher Qualifikation wie tun sollen.

Selbstverwaltung sichert Qualität

Das, was viele Kammergegner zu Recht kritisieren, ist der fehlende Einfluss der Berufsgruppe Pflege auf inhaltliche Ausrichtungen und Strukturbedingungen, eine fehlende Lobby. Gleichzeitig wird aber gefordert und erwartet, dass sich etwas ändert. Wenn dann etwas beschlossen wird, ist es dann aber meist auch nicht richtig. Aber wer soll es ändern, wenn nicht wir selbst? Wer sind denn die, die mal endlich was machen sollen? Wer soll denn die Lobby bilden? Ich denke, wenn wir nicht wollen, dass selbsternannte Pflegeexperten für die Berufsgruppe sprechen und entscheiden, dann sollten wir das einer echten Selbstverwaltung überlassen. Und der größte Einfluss kann nur von einer vollzähligen Gemeinschaft kommen, ohne Ausnahme – und das funktioniert meiner Meinung nach tatsächlich nur über Pflichtmitgliedschaft. Obwohl wir hier in Hamburg keine Pflegekammer haben, würde ich persönlich eine Etablierung eindeutig befürworten.

Andere Meinungen sind kein Grund für „Krieg“

Natürlich ist nicht jeder zum Thema Pflegekammer der gleichen Meinung. Wir sind so viele Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen, Befürchtungen, Sorgen und auch Hoffnungen. Wir üben die Pflege alle in unterschiedlichen Bereichen aus – wie könnten wir da alle die gleichen Ansichten haben? Es ist sogar gut, dass wir solche Themen kritisch aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Ich finde es nur wichtig, dass wir uns nicht gegenseitig bekämpfen oder gar zerfleischen.

In den sozialen Netzwerken finden sich gehäuft Auseinandersetzungen zwischen Pflegenden, die dann auch nicht selten einen persönlich angreifenden Charakter haben. Verunsichert wird die Berufsgruppe dann auch noch durch Darstellungen von anderen Interessen und Motiven, wie die der Gewerkschaften, die man in dem Zusammenhang doch genauso hinterfragen sollte. Bei allen Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten dürfen wir eines nicht vergessen: Am Ende wollen wir in der Pflege doch alle das gleiche, egal in welcher Position oder in welchem Bereich – nämlich die nötigen Voraussetzungen für eine professionelle, qualitätssichernde Pflegeversorgung, die nicht nur fremdbestimmt wird.

Ob mit oder ohne Kammer – die Pflege ist attraktiv

Unabhängig davon, ob es nun eine Pflegekammer gibt oder nicht, ist die Pflege erneut verstärkt im öffentlichen Interesse – und das ist auch gut so. Lasst uns aber nicht resigniert den Eindruck vermitteln, dass es jetzt zu spät ist und alles so furchtbar. Pflege ist attraktiver als je zuvor. Das mag der ein oder andere auf den Stationen da draußen verständlicherweise noch nicht sehen, vor allem, wenn er wegen offener Stellen oder bei kurzfristigen Krankheitsausfällen „für zwei“ arbeiten muss. Aber wir stecken mitten im Aufbau. Das bedeutet, dass jeder sein Team finden muss, um in der Pflege beruflich glücklich zu werden. Entwicklungsmöglichkeiten gibt es unzählige. Wir sind zur richtigen Zeit hier, am richtigen Ort – wer es noch nicht ist, darf uns bei Asklepios gerne besuchen. Bei uns wird Pflege großgeschrieben und extrem wertgeschätzt. Außerdem werden unsere Häuser immer moderner – bei uns in Altona entsteht in den nächsten Jahren sogar ein ganz neues Gebäude. Hier kann sich auch die Pflege aktiv einbringen, was sie in einem Neubau alles braucht. Ich jedenfalls freue mich sehr darauf.

Foto: Pixabay

Über Uns

Wir sind Pflege! Denn mit mehr als zwei Millionen Patient:innen sind die Asklepios Kliniken eines der größten Gesundheits-unternehmen in Deutschland. Mehr als 67.000 Mitarbeiter:innen sind rund um die Uhr im Einsatz - ein großer Teil von ihnen als Pflegekräfte.
Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

Letzte Beiträge

Farbenfroher Arbeitsplatz übersät mit Blumensträußen, Geschenken und Dekorationen Danke für 44 Jahre Pflege: Kinderkrankenschwester M. geht in den Ruhestand

Der Artikel würdigt Kinderkrankenschwester M., die nach 44 Jahren engagierter Tätigkeit am Kliniku...

Blog via E-Mail abonnieren

Gib Deine E-Mail-Adresse an, um diesen Blog zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.