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Corinna? Carola? Nein, Corona!

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VON LAURA BÖTTCHER

„Sie dürfen das Zimmer nicht verlassen, bis ihr Covid-19-Befund da ist“, das ist wohl einer der häufigsten Sätze, die ich momentan spreche. Oder: „Setzen Sie bitte ihre Maske auf!“ Und: „Beachten Sie bitte die Einhaltung des Mindestabstands.“ Vor ein paar Monaten habe ich schon mal in einem Blogtext von meinem Alltag in der damals noch recht jungen Corona-Krise erzählt. Damals gab es jeden Tag neue Informationen, neue Hygieneregeln, neue Anweisungen. Es wirkte teilweise so, als würde die Informationsflut nie ein Ende nehmen. Mittlerweile haben wir neue Routinen erlernt und das E-Mail-Postfach quillt nicht mehr so extrem über. Was anfangs schwierig erschien, ist jetzt selbstverständlich.

Mehr zu tun für uns Pflegekräfte

In vielen Situationen ist erheblicher Mehraufwand für uns entstanden – bei gleichbleibender Stärke des Pflegepersonals pro Schicht. Allein das Aufnahmeprozedere ist viel zeitaufwändiger geworden. Jeder Patient erhält einen Covid-19-Test (einen Nasen-Rachenabstrich) und muss Fragen zu seinem Aufenthalt in der letzten Zeit beantworten. Der Patient muss dann solange in seinem Zimmer isoliert bleiben, bis das (hoffentlich) negative Ergebnis da ist. Pflegemaßnahmen am Patienten werden mit entsprechender Schutzkleidung (Schutzkittel, Haube, FFP2-Maske) durchgeführt, die ansonsten in der Psychiatrie eher selten benutzt wird. Viele Dinge, die man zusätzlich zu den täglichen Routinen auf dem Schirm haben muss.

Die Meinungen der Patienten dazu sind geteilt. Viele haben Verständnis für die neue Situation, viele lehnen die Hygienemaßnahmen aber auch ab. Dadurch gibt es an verschiedene Stellen immer wieder Diskussionen und Klärungsbedarf. Seit Wochen haben wir immer die gleichen Themen in den Morgenrunden. Teilweise können wir mit den Patienten Kompromisse finden, teilweise aber auch nicht. Ein Beispiel betrifft die Personenansammlung in den Raucherräumen, die ein sehr relevantes Thema in der Psychiatrie darstellen. Jede Station hat für die Patienten einen Raucherraum (in normaler Zimmergröße). Da vor allem Suchtpatienten diesen sehr häufig benutzen, kommt es dort teilweise zur Ansammlung von vielen Personen. Aufgrund der Abstandsregeln ist dies natürlich nicht mehr möglich. Dadurch muss die Personenzahl auf drei Patienten gleichzeitig im Raum begrenzt werden. Viele Patienten waren damit unzufrieden, reagierten ungeduldig. Dadurch traten gehäuft Diskussionen auf. Zudem stellt sich auch die Frage: Was machen wir mit den Patienten, die sich in der Isolation befinden und auf ihr Ergebnis vom Covid-Abstrich warten (also potenziell Covid-positive Patienten). Dort haben wir einen Kompromiss finden können, dass auch isolierte Patienten rauchen gehen können. Dafür wurden bestimmte Zeiträume reserviert und es wurde noch mehr als ohnehin üblich gelüftet. Diese Regeln wurden auch in Absprache mit den Mitpatienten festgelegt, um Meinungen dazu berücksichtigen zu können. Mittlerweise funktioniert das recht gut.

Veränderungen mit Zukunftspotenzial 

Einige Abläufe, die wir wegen Corona geändert haben, erweisen sich aber als gar nicht so schlecht und haben durchaus Zukunftspotenzial. Die Regelungen im Speiseraum beispielsweise. Vor Corona war es so, dass die Patienten auf jedem Tisch ihre Utensilien (Essen, Besteck) hatten. 24 Patienten aßen gemeinsam in einem großen Raum an fünf Tischen verteilt. Da so der Mindestabstand aber nicht eingehalten werden kann, haben wir jetzt eine Art „Buffet“ aufgebaut. Jeder Patient tritt jetzt einzeln in die Küche ein und erhält seine Wunschkost auf den Teller gelegt. Dabei sind Hygienerichtlinien von Personal und Patienten zu beachten. Das Ganze entpuppte sich als übersichtlich. Mal schauen, ob wir das zukünftig so beibehalten.

Ich hatte eigentlich gehofft, dass der ganze „Corona-Wahnsinn“ (so formuliere ich das jetzt mal, bitte mit Humor nehmen) bald ein Ende hat. Mittlerweile habe ich verstanden, dass dieses Virus noch für einige Zeit unser Begleiter bleiben wird. Für mich war es anfangs schwierig, ständig so ein Papierstück vor dem Mund und der Nase zu haben. Oder auch die Kittel für eine Isolierung öfters als sonst anzuziehen. Ich ertappe mich auch jetzt immer noch teilweise, wie ich vor dem Betreten eines Zimmers etwa die Schutzbrille vergessen habe.

Krise hin oder her, besonders in den vergangenen, zeitweise sehr unruhigen Wochen habe ich gemerkt, wie wichtig gute Kollegen sind. Die Arbeit wird dann erträglicher und man findet auch mal die Zeit zum Schmunzeln über Corinna, Carola, ähm nein Corona. Damit lassen sich auch solche außergewöhnlichen Situationen meistern. Ich denke, da werden mir viele Pflegekräfte zustimmen.

Foto: Laura Böttcher

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Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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