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Arbeit auf der Intensivstation: Zwischen Leben und Tod

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Seit ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger gemacht habe, sind nun schon einige Jahre vergangen. In diesen Jahren durfte ich viele Menschen kennenlernen. Und – was mich viel mehr geprägt hat – Schicksale erleben.

Schicksale ins Gedächtnis eingebrannt

Ich arbeite auf einer Intensivstation. Diese Tätigkeit hat mich ohne Zweifel geformt und meine Sichtweisen verändert. Es sind die tragischen Fälle, die ungerechten, die überraschenden Verläufe, die sich in mein Gedächtnis eingebrannt haben.

Vor kurzem saß ich neben einem Ehemann, der seine dreißigjährige Frau verloren hatte. Das, was ihm blieb, war das gemeinsame neun Wochen alte Kind und seine Familie. Solche Schicksale fordern mich. Jede Pflegekraft kann mehrere solcher Geschichten erzählen.

Neue Chance auf Leben

Auf der anderen Seite sammeln sich in meiner Erinnerung die vielen Menschen, die wieder im Leben stehen. Die vielen Namen, die vielen Gesichter.

Diese Menschen bekamen eine neue Chance. Warum? Weil ein hochprofessionelles Team aus Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten für sie da war, um diese Chance zu erkämpfen. Weil wir in Deutschland Strukturen haben, auf die wir auch einmal stolz sein dürfen: Unsere Intensivmedizin schafft es, Menschen zu retten. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätten einige von ihnen keine Chance auf Überleben gehabt.

Vom Bettler bis zum Millionär, von der Nonne bis zur Prostituierten.

Aufwühlender Weg zwischen Hoffnung und Verzweiflung

Neben dem beruflichen Alltag ist es dieses Spannungsfeld, das mich nach wie vor fasziniert und berührt. Es gibt Situationen, in denen wir alles richtig machen und den Kampf dennoch verlieren. In anderen Fällen glaubt keiner an einen Erfolg, und doch erholt sich der Patient. Auf diesem anstrengenden und aufwühlenden Weg erleben wir die Familien der Patienten – Ehepartner, Kinder, Enkel und Eltern. Wir begleiten sie, erleben Hoffnung und Verzweiflung, teilen diese Gefühle mit ihnen.

Auch für Pflegende und Ärzte sind diese Schicksale zehrend. Und manchmal gibt es auch Meinungsverschiedenheiten zwischen den Berufsgruppen, die ausgetragen werden. Man ärgert sich, man diskutiert. All dies, um die Interessen des Patienten zu schützen und sie auf dem Wege der Genesung zu begleiten.

Rückhalt im Team

In unserem Gesundheitssystem knirscht es mitunter – und wir bekommen das im Arbeitsalltag manches Mal zu spüren. Und nicht immer gibt der Job einem auch das zurück, was an Arbeit und Mühen investiert wurde.

Was mich immer wieder aufbaut, ist mein Pflegeteam. Es sind die Kollegen um mich, die mir helfen, mich und mein Verhalten zu reflektieren. Die Gespräche, die uns immer wieder an unsere eigene Menschlichkeit erinnern. Es sind die unbequemen Erlebnisse, die mich herausfordern, die mich anspornen und die mich zwingen, mein Wissen zu erweitern und anzuwenden.

Foto: Marc Alexander Noll

Über Uns

Wir sind Pflege! Denn mit mehr als zwei Millionen Patient:innen sind die Asklepios Kliniken eines der größten Gesundheits-unternehmen in Deutschland. Mehr als 67.000 Mitarbeiter:innen sind rund um die Uhr im Einsatz - ein großer Teil von ihnen als Pflegekräfte.
Auf diesem Blog erzählen einige von ihnen aus ihrem Alltag in einer der bundesweit rund 170 Gesundheitseinrichtungen von Asklepios. Wie sie arbeiten und was sie bewegt, lesen Sie hier.

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