VON FARSHID AHMADI
In vielen Situationen sind pflegerische Maßnahmen sinnvoller und effizienter als Medikamente und ärztliche Interventionen. Sie sind für Patienten schonender und führen zu größerer Zufriedenheit. Außerdem greifen pflegerische Maßnahmen weniger in physiologische Prozesse im Körper ein als zum Beispiel Medikamente. Und somit gibt es weniger unerwünschte Nebenwirkungen.
Atemnot
In unserer zunehmend älter werdenden Gesellschaft, in der zudem gerne geraucht wird, sind Erkrankungen der Atemwege weit verbreitet. Lungenerkrankungen wie Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD) oder eine Pneumonie (Lungenentzündung) gehen oft mit starker Dyspnoe (Luftnot) einher. Patienten sind dann extrem unruhig, luftnötig und stark gestresst. Eine Krise aufgrund dieser Beschwerden ist ein ernstzunehmender Notfall. In diesem Fall sind Medikamente wie Kortison, Morphin, Metoclopramid (MCP) und Sauerstoff sehr hilfreich und können Schlimmeres verhindern.
Eine gute Patientenbeobachtung und rechtzeitige, regelmäßige Prophylaxe kann solchen Notfällen jedoch vorbeugen. Dazu gehört zum Beispiel, dass man sich fünf Minuten Zeit nimmt und dem Patienten morgens vor der Körperpflege oder abends vor dem Schlafen eine Atemstimulierende Einreibung (ASE) anbietet. Dabei hiflt man dem Patienten in eine aufrechte und bequeme Position und benutzt für die ASE ein Aktiv-Gel oder eine Lotion. Das beugt nicht nur Krisen vor und erspart dem Patienten eventuell Medikamente, sondern fördert das Wohlbefinden und stärkt auch die Beziehung der Pflegekräfte zu den Patienten.
Mobilisation
Es gibt sehr viele Patienten, die sich aufgrund ihrer Erkrankung kaum bewegen können. Es ist eine wesentliche pflegerische Aufgabe, Patienten bei der Mobilisation zu helfen. Dazu gehört zum Beispiel, sich in einen Stuhl zu setzen oder sich im Bett anders hinzulegen. Wieso das so wichtig ist? Die Antwort lautet: Dekubitusgefahr. Dekubitus ist ein Hautdefekt aufgrund mangelnder Durchblutung der Haut kombiniert mit zu langer Druckbelastung. Im Klinikalltag bedeutet das, dass die Patienten, die sich nicht selber mobilisieren können, Unterstützung erhalten müssen, sich mindestens alle zwei Stunden anders zu positionieren. Dies ist eine der aufwändigsten Aufgaben einer Pflegekraft. Wenn die Pflegekräfte diese Gefahr unterschätzen, nicht beachten oder einfach aufgrund von Zeit- und Personalmangel nicht dazu kommen, leiden die Patienten. Sie entwickeln in wenigen Stunden gefährliche Wunden, die eine große Infektionsquelle darstellen. Das Schlimme ist, dass diese Hautdefekte auch die Schmerzrezeptoren angreifen und somit die Warnsignale des Körpers außer Gefecht setzen.
So ist die konsequente Hautinspektion und Pflege durch Kranken- und Gesundheitspfleger dringend notwendig. Wird dies täglich gründlich durchgeführt und werden die immobilen Patienten alle zwei Stunden umgelagert, erspart die Pflege den Patienten große, lebensbedrohliche Komplikationen.
Diese Aspekte in der Pflege werden leider von vielen unterschätzt. Über diese Gefahren sollten alle Patienten und Angehörige aufgeklärt werden. Die Dekubitus- und Penumonieprophylaxe gehören zu den wesentlichen Themen in der Theorie und Praxis der Krankenpflege. Denn gute Prophylaxe hat viel mit „Profi“ und wenig mit „Lachs“ zutun.
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