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Zeitdruck in der Pflege: Was wir tun können

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Was bedeutet professionelle Pflege wirklich – und wie schaffen wir es, die hohen Standards Tag für Tag einzuhalten? Besonders in extrem stressigen Situationen kann es herausfordernd sein, alle Anforderungen zu erfüllen. In diesem Blogbeitrag gehe ich der Frage auf den Grund, wie wir den Anspruch der Pflege mit der Realität in Einklang bringen – und welche Lösungen es gibt, um auch unter Druck professionell zu bleiben.

Wie professionell ist Pflege heute wirklich? Diese Frage kann und will ich hier und heute nicht beantworten.
Kann sie überhaupt jemand beantworten?
Ich weiß es nicht.

Definition von professioneller Pflege

Definitionen von professioneller Pflege gibt es viele. Hier habe ich ein Beispiel für euch rausgesucht.

„Professionelle Pflege ist die berufsmäßige pflegerische Unterstützung von Menschen in allen Lebensphasen durch dafür ausgebildete Personen. In der professionellen Pflege gibt es Pflegefachberufe und Pflegeassistenzberufe. Allgemeine Ziele der professionellen Pflege sind, die Gesundheit zu fördern und zu schützen sowie im Umgang mit Beeinträchtigungen und Therapien zu unterstützen. Grundlage der professionellen Pflege sind wissenschaftliche Erkenntnisse, ethische Prinzipien und rechtliche Regelungen.“

Die Definition stammt vom Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP), einer unabhängigen, gemeinnützigen und operativen Stiftung in Berlin, die 2009 vom Verband der privaten Krankenversicherungen (PKV) gegründet wurde.

Was im Klinikalltag wichtig ist

Aber was bedeutet die Definition für dich oder mich persönlich, die wir Tag für Tag professionelle Pflege betreiben? Ich habe mich im Kollegium einmal umgehört. Die Antworten möchte ich hier mit euch teilen, sie waren spontan, praxisnah und beschreiben einen gewünschten Idealzustand. Diese Begriffe wurden öfters genannt:

✅ Fach- und Hintergrundwissen,
✅ Zeit für Patienten und Angehörige,
✅ genug Pflegehilfsmittel und deren korrekte Anwendung,
✅ Akzeptanz von Berufsgruppen,
✅ ausreichend geschultes Personal,
✅ Zeit für die Einarbeitung von Kollegen und Auszubildenden,
✅ Empathie und
✅ Spezialisierung.

Ehrlich gesagt, kann ich mit diesen Aussagen wesentlich mehr anfangen als mit jeder anderen Definition.

Hindernisse der professionellen Pflege

Der Pflegewissenschaftler würde mir an dieser Stelle wahrscheinlich widersprechen. Also sorry an alle, die Pflegewissenschaften studiert haben, es gerade tun oder es noch vorhaben. Einigen wir uns doch darauf, dass dieser Blogbeitrag keine wissenschaftliche Grundlage hat.

Auf meine Frage, was denn professionelle Pflege verhindern würde, hieß es in meinem Kollegium: mangelnde Akzeptanz von anderen Berufsgruppen, zu wenig Zeit, Digitalisierung macht die Dokumentation nicht leichter und auch nicht schneller sowie zunehmender Personalmangel.

Anforderungen im Praxisalltag meistern

Wie bringen wir Definitionen, Vorgaben, eigene Wünsche und Vorstellungen von Patienten und Angehörigen nun im Praxisalltag zusammen? Was ist realistisch? Was machbar?

Die meisten Abläufe in der Anästhesiepflege, in der ich tätig bin, lassen sich gut umsetzen. Herausfordernd wird es jedoch in extremen Ausnahmesituationen, wie etwa bei einer Reanimation. Dann ist es oft schwer, alle Anforderungen gleichzeitig professionell zu erfüllen.

Doch wenn man seine täglichen Aufgaben routiniert und professionell ausführt, wird es auch in solchen Ausnahmesituationen einfacher, richtig zu handeln. Die Abläufe sind dann so verinnerlicht, dass sie in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Fehlt dauerhaft Zeit, schleichen sich Fehler ein

Dies ist nur ein Beispiel. Der Zeitfaktor in der Pflege wird oft als Herausforderung genannt – sei es bei den Erwartungen an Abläufe im Krankenhaus oder bei den alltäglichen Herausforderungen. Und sicher könnte jeder das eine oder andere Beispiel für gut funktionierende Pflegeabläufe oder deren Probleme beisteuern.

Wenn im regulären Ablauf genügend Zeit vorhanden ist, um die Anforderungen professionell zu erfüllen – idealerweise täglich – entwickeln sich Routinen und die Tätigkeiten werden sicher beherrscht.

Fehlt hingegen Tag für Tag die nötige Zeit, schleichen sich kleine Fehler ein, die unter Umständen zur Normalität werden können.

Die Folgen von Unterbesetzung auf die Pflegequalität

Wenn ein Arbeitsbereich dauerhaft unterbesetzt ist und die Kollegen täglich am Limit arbeiten, leidet die Professionalität in der Pflegearbeit im Klinikalltag. Das wirkt sich auch auf die Pflegenden aus, denn die daraus resultierende Unzufriedenheit und der Frust sind nicht förderlich für die Gesundheit. Viele halten dieser Belastung nicht lange stand und geben den Beruf früher oder später auf. Auch die Patienten leiden unter den Folgen.

Erinnern wir uns noch mal an den oben beschriebenen gewünschten Idealzustand:

✅ Fach- und Hintergrundwissen,
✅ Zeit für Patienten und Angehörige,
✅ Genug Pflegehilfsmittel und deren korrekte Anwendung,
✅ Akzeptanz von und mit anderen Berufsgruppen,
✅ ausreichend geschultes Personal,
✅ Zeit für Einarbeitung von Kollegen und Auszubildenden,
✅ Empathie,
✅ Spezialisierung.

Fokus auf Stärken und positive Abläufe in der Pflege

Ich möchte uns alle ermutigen, mehr darauf zu achten, welche Ressourcen wir an unserem Arbeitsplatz und in unserem Team finden können – sei es die Unterstützung der Kollegen, funktionierende Abläufe oder die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Worin sind wir richtig gut? Was zeichnet uns als Team, als Abteilung aus?

Für den einen mag es der tolle Umgang im Pflegeteam und unter den verschiedenen Berufsgruppen sein, beim anderen ist es ein gutes Schulungs- und Fortbildungsprogramm und beim nächsten vielleicht eine gründliche Einarbeitung.

Wenn wir uns darauf konzentrieren, was gut funktioniert und uns erfüllt und unsere eigenen Stärken erkennen, fällt es oft leichter, mit den Dingen umzugehen, die noch fehlen oder weniger gut laufen.

Gemeinsames Lernen im Pflegealltag

Dieser Blog bietet eine gute Möglichkeit, voneinander zu lernen. Wir sollten viel mehr die Chance nutzen, uns im Pflegealltag durch den Austausch von Erfahrungen gegenseitig zu unterstützen. Jeder an seinem Klinikstandort und darüber hinaus.

Deshalb möchte ich diesen Beitrag mit diesen Fragen schließen: Wie unterstützt ihr euch gegenseitig am Arbeitsplatz? Gibt es gegenseitigen Austausch im Gesundheitswesen? Und lernt ihr voneinander?

Ich freue mich darauf, zahlreiche neue Ideen zu lesen.

Viele Grüße,

Ann-Miriam

Foto: Asklepios

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