Karsten Lindhorst (3. v. r.) ist im Konzernbereich Pflege für die internationale Rekrutierung zuständig. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über seine Reise nach Indien, den Begegnungen mit Pflegekräften und darüber, was wir in Deutschland vielleicht von der indischen Pflegekultur lernen können.
GASTBEITRAG / INTERVIEW
Fachkräftemangel in der Pflege betrifft mittlerweile alle Bereiche unseres Gesundheitswesens. Asklepios begegnet dieser Herausforderung seit vielen Jahren mit einem strukturierten, internationalen Rekrutierungsprogramm.
In diesem Zusammenhang reiste Karsten Lindhorst, Referent im Konzernbereich Pflege, für sieben Tage nach Mumbai und Kochi. Dort besuchte er Pflegeschulen, führte Gespräche mit Auszubildenden und Alumni, nahm an Bewerbungsgesprächen teil und traf viele Kolleg:innen, darunter Recruiter:innen, Sprachlehrer:innen und bereits ausgewählte Pflegefachkräfte.
Ziel der Reise war es, den gesamten Prozess der internationalen Rekrutierung direkt vor Ort zu erleben – vom ersten Kontakt bis zum unterschriebenen Arbeitsvertrag. Im Interview mit dem Blog Team erzählt Karsten von seinen Eindrücken, kulturellen Besonderheiten und bewegenden Momenten. Sein persönliches Fazit der Reise: „Wir machen das Richtige.“
Über Karsten
Karsten Lindhorst ist seit über 30 Jahren Teil von Asklepios. Seine Karriere begann er als Krankenpfleger, später übernahm er Verantwortung als Stationsleiter und absolvierte ein berufsbegleitendes Studium. Er war lange Zeit in Führungspositionen in der Asklepios Klinik Nord tätig und ist seit fünf Jahren Referent im Konzernbereich Pflege. In dieser Rolle gestaltet er aktiv strategische Themen wie „Pflege weitergedacht“, das Traineeprogramm Pflegemanagement, die konzernweite Zusammenarbeit im Bereich Pflege und auch die internationale Fachkräftegewinnung.
Blog Team: Karsten, du warst kürzlich in Indien unterwegs. Was war Ziel deiner Reise?
Karsten: Ich wollte mir ein persönliches Bild vom gesamten Prozess der internationalen Pflegekräftegewinnung machen – von der Ausbildung bis zu den Bewerbungsgesprächen. Gemeinsam mit unserem Partner Hanseatic Connect war ich sieben Tage in Mumbai und Kochi unterwegs. Besonders wichtig war mir der direkte Kontakt mit den Menschen: Ich habe Auszubildende, Sprachlehrkräfte und unsere Pflegekräfte im Programm getroffen und alle Seiten des Prozesses kennengelernt. Ich bin mit einem guten Gefühl hingefahren und mit einem noch besseren Gefühl zurückgekommen.
Blog Team: Was waren deine persönlichen Highlights?
Karsten: Mich hat tief berührt, dabei zu sein, als eine Bewerberin ihren Arbeitsvertrag unterschrieben hat. Sie war festlich gekleidet und voller Stolz. Für sie war das ein Meilenstein. Ebenfalls beeindruckend war, dass alle Gespräche mit den Pflegekräften vor Ort auf Deutsch und auf hohem Sprachniveau geführt wurden. Ein dritter besonderer Moment war ein Dankesbrief der Direktorin eines Colleges, in dem sie sich für die Chancen bedankte, die wir ihren Studierenden bieten.

Ein Meilenstein: Pflegekraft unterschreibt ihren Arbeitsvertrag bei Asklepios
Blog Team: Welchen Eindruck hast du von den Pflegeeinrichtungen vor Ort gewonnen?
Karsten: Die Einrichtungen, die wir besucht haben, waren gut aufgestellt. Die Pflegekräfte sind dort sehr motiviert und gut ausgebildet. Die Grundpflege wird in Indien anders organisiert. Darüber informieren wir im Vorfeld, was aber kein Problem darstellt. Überrascht hat mich, wie lange der Weg zur Arbeit dort dauern kann. Für eine Strecke von zehn Kilometern brauchen viele zwei Stunden. In Deutschland wäre man dafür vielleicht eine halbe Stunde unterwegs. Das zeigt, unter welchen Bedingungen die Kolleg:innen dort arbeiten.
Blog Team: Wie laufen die Ausbildung und der Einstieg in Deutschland genau ab?
Karsten: Wir arbeiten nur mit ausgebildeten Pflegekräften zusammen, die mindestens das Sprachniveau B2 nachweisen können. Nach dem Interview beginnt für viele eine sehr intensive Phase: Die meisten arbeiten Vollzeit, sechs Tage die Woche, und besuchen zusätzlich eine Sprachschule. Das verlangt richtig viel Durchhaltevermögen. Nach zwölf bis 24 Monaten ist die Einreise möglich. Aber nur, wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind: das Sprachniveau, die nötigen Unterlagen und das Visum müssen vorhanden sein. Erst dann kann es wirklich losgehen.
Blog Team: Was bieten wir den indischen Pflegefachkräften?
Karsten: Einen unbefristeten Arbeitsvertrag, einen Einsatzbereich, der möglichst ihrer bisherigen Tätigkeit entspricht, sowie die vollständige Kostenübernahme – vom Visum bis zum Flug. In unseren Onboarding-Centern in Hamburg, Göttingen und Darmstadt bieten wir weitere Sprachkurse, fachliche Hospitationen und Unterstützung beim Anerkennungsverfahren.
Blog Team: Wie unterstützen wir sie bei der Integration?
Karsten: Unsere Integrationsmanager:innen stehen den neuen Kolleg:innen von Anfang an zur Seite. Sie helfen bei der Suche nach einem Sprachkurs, unterstützen bei der Eröffnung eines Bankkontos, beim Abschluss einer Krankenversicherung oder bei der Wohnungssuche. Auch bei kulturellen Fragen sind sie die richtigen Ansprechpartner:innen zum Beispiel, wenn es darum geht, was „Moin” eigentlich bedeutet. Uns ist wichtig, dass die neuen Pflegekräfte nicht nur beruflich gut starten, sondern sich auch persönlich willkommen fühlen.
Blog Team: Was motiviert die Bewerber:innen, nach Deutschland zu kommen?
Karsten: Viele möchten ihre Familien im Heimatland finanziell unterstützen. Gleichzeitig sehen sie in Deutschland die Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln. Ich selbst habe einige Zeit im Ausland gelebt und weiß, wie schwer es ist, die eigene Familie zurückzulassen. Umso mehr beeindruckt mich der Mut dieser Menschen, diesen Schritt zu gehen. In den Interviews höre ich häufig, dass Pflegekräfte in Deutschland mehr Respekt erfahren, sich sicherer fühlen und eine bessere Work-Life-Balance erleben.
Blog Team: Warum rekrutieren wir ausgerechnet in Indien?
Karsten: Indien ist ein Land mit exzellenten pflegerischen Ausbildungsstandards. Seit 2023 sind wir dort aktiv. Indien ist deutlich größer als Deutschland, sodass wir niemandem Pflegekräfte wegnehmen. Im Gegenteil: Die Zusammenarbeit ist auf Augenhöhe und bietet beiden Seiten Vorteile.
Blog Team: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Hanseatic Connect aus?
Karsten: Hanseatic Connect ist unser langjähriger Partner und Teil der Schulte Gruppe. Für uns ist wichtig, dass das Unternehmen das Gütesiegel „Faire Anwerbung“ trägt. Ohne dieses Siegel arbeiten wir mit niemandem zusammen.

Karsten (2. v. l.) trifft das Team von Hanseatic Connect, einem langjährigen und zertifizierten Partner von Asklepios bei der Rekrutierung internationaler Pflegekräfte
Blog Team: Was nimmst du persönlich von dieser Reise mit?
Karsten: Ich hatte nach der Reise das Gefühl, dass wir das Richtige tun. Die Motivation, die Freude und die Dankbarkeit haben mich berührt. Pflege ist ein toller Beruf. Ich würde ihn wieder erlernen. Und ich finde: Darauf darf man auch stolz sein. Genau das bringen unsere indischen Kolleg:innen mit und davon können wir uns gern eine Scheibe abschneiden.
Blog Team: Karsten, vielen Dank für das Gespräch!
Fotos: Asklepios

