GASTBEITRAG:
Gesundheits- und Krankenpfleger stehen nicht nur in Kliniken und Pflegeeinrichtungen die unterschiedlichsten Betätigungsfelder offen. Auch bei humanitären Nothilfe-Einsätzen in Krisengebieten werden sie gebraucht. Hier berichtet Raina Klüppelberg, Gesundheits- und Krankenpflegerin beim Kardiologischen Funktionsdienst der Asklepios Klinik Altona, von ihrem Weg zu „Ärzte ohne Grenzen“ und in den Südsudan.
Ich war schon immer eine begeisterte Krankenschwester. Ich wusste schon früh, dass ich diesen Weg gehen wollte. Mit 18 Jahren begann ich meine Ausbildung beim damaligen LBK Krankenhaus St. Georg (heute Asklepios Klinik St. Georg). Leider konnte ich nach meinem Examen nicht von meinem Lehrkrankenhaus übernommen werden. So entschied ich mich, Erfahrungen im Ausland zu sammeln.
Mit dem Examen in der Tasche machte ich mich auf nach Neuseeland. Dort lernte ich ein völlig anderes Gesundheitssystem kennen. Fast drei Jahre lang arbeitete ich dort in der Pflege als Rehabilitations-Assistentin für Patienten, die nach Unfällen oder Traumata staatliche Unterstützung bekamen, und half ihnen bei der Wiedereingliederung in den Alltag. Mir waren feste Patienten zugeordnet, mit denen ich zu Therapieeinheiten in Zentren und Praxen fuhr oder sie zu Hause in ihrem Alltag begleitete. Außerdem war ich als private Krankenschwester im Einsatz. Zum Beispiel habe ich die 24-Stunden-Betreuung für Patienten übernommen, die zu Hause versorgt wurden und deren Familien zum Beispiel verreisen wollten.
Ich will anderen helfen
Durch meinen Auslandsaufenthalt fing ich an, die Welt mit anderen Augen zu betrachten. In Neuseeland verfolgte ich die Nachrichten über Naturkatastrophen wie zum Beispiel den Tsunami, der 2009 vor den Küsten Teile der Insel Samoa zerstörte. Als Ausländerin durfte ich aus verschiedenen Gründen keine Nothilfe leisten. Berichte in den Medien über Terroranschläge und Hungersnöte weckten in mir aber das dringende Bedürfnis zu helfen.
Mein Interesse an humanitärer Hilfe war schon früh gewachsen. Über einen Freund der Familie lernte ich mit 16 Jahren eine Hilfsorganisation kennen, die an Afrikas Küsten auf einem Krankenhausschiff Nothilfe leistete. Ich besuchte ihn auf dem Schiff an einem „Tag der Offenen Tür“ in Bremen und bekam einen Einblick in die Arbeit der Crew. Das war der Auslöser für meinen Wunsch, Krankenschwester zu werden. Und in Neuseeland erwachte die Sehnsucht, anderen Menschen mit humanitärer Arbeit helfen zu können, wieder neu.
Vorerst ging ich jedoch zurück nach Deutschland. Mein Ziel: In einem Krankenhaus arbeiten und mein Fachwissen erweitern. Ich bewarb mich auf eine Stelle auf der interdisziplinären Privatstation , einer Station mit Hotelambiente und gehobenem Krankenhausstandard, in der Asklepios Klinik Altona. Ich kannte das Krankenhaus bereits von Gasteinsätzen während meiner Ausbildung und hatte mich damals schon dort sehr gut aufgehoben gefühlt.
Auf der Privatstation, auch Privita gennant, hatte ich einen Einblick in 18 verschiedene Fachbereiche und konnte mein Wissen schnell ausbauen. Ich empfand es als Segen, dort in der Pflege zu arbeiten und die Patienten ganzheitlich zu versorgen. Meiner Stationsleitung vertraute ich bald meinen Wunsch an, für „Ärzte ohne Grenzen“ zu arbeiten. Sie unterstützte mich mit Begeisterung.
Strenge Kriterien für die Mitarbeit bei „Ärzte ohne Grenzen“
Die Anforderungskriterien für die Teilnahme an einem Einsatz von „Ärzte ohne Grenzen“ sind komplex. Erfahrung in Leitung und Management sind notwendig. Sprachkenntnisse sind Pflicht. Mit fließendem Englisch konnte ich dank meines langen Neuseeland-Aufenthaltes aufwarten. Aber die gewünschten Französischkenntnisse musste ich mir nach der Arbeit in Sprachkursen aneignen. In meinen Urlauben reiste ich nach Indien und Südostasien, um einen Eindruck von so genannten „Dritte-Welt-Ländern“ zu bekommen. Auch diese Erfahrung gehört in das Anforderungsprofil von „Ärzte ohne Grenzen“. Außerdem gefragt: mindestens zweijährige Berufserfahrung und ein Zertifikat in Tropenmedizin.
Nachdem ich hinter jeden Punkt im Anforderungsprofil einen Haken machen konnte, begann für mich das Bewerbungsverfahren. Ein intensives Gespräch folgte, dann hatte ich die Zusage.
Abreise in den Südsudan
Die Asklepios Klinik Altona stellte mich für ein humanitäres Hilfsprojekt der Organisation frei. Im Januar 2014 war es soweit: Ich startet zu meinem ersten Einsatz in den Südsudan. Darüber berichte ich in meinem nächsten Blogbeitrag.
Fotos: privat