Im Februar saß ich in einem Bewerbungsgespräch. Eigentlich wollte ich in meiner lang vertrauten Abteilung einen nur kleinen Wechsel vornehmen. Weiterhin psychosomatisch arbeiten, also im Bereich der psychischen Erkrankungen, aber mit ein bisschen mehr Verantwortung. Und plötzlich war sie da: die Herausforderung für mich als Gesundheits- und Krankenpflegerin. Wie ein Geschenk erscheint mir die Veränderung. Einerseits. Ich denke aber auch: „Himmel, hoffentlich schaffe ich das.“
Der Sprung ins kalte Wasser
Das Vertraute zu verlassen und sich etwas Unbekanntem zuzuwenden und dabei fremdes Terrain zu betreten, kann verschiedene Gefühle hervorrufen. Manchmal braucht es einen Schubs von außen, der das Unerwartete vorstellbar und möglich macht. Ambivalenzen und Unsicherheiten gehören für mich dazu. Ich musste eine Entscheidung für oder wider treffen. Mein Bauch sagte mir: „Mach es!“ Und mein Kopf stimmte zu.
Seit Anfang März arbeite ich nun als stellvertretende Stationsleitung auf einer großen somatischen interdisziplinären Station im Asklepios Westklinikum Hamburg. 42 Patienten mit internistischen und chirurgischen Erkrankungen werden dort versorgt. Nach knapp 18 Jahren in der sogenannten sprechenden Medizin, kehre ich den psychischen Erkrankungen den Rücken und gehe in die Somatik. Und ich übernehme erstmals eine Leitungsfunktion. Noch dazu arbeite ich nach drei Jahren ausschließlich im Nachtdienst wieder tagsüber. Für mich sind das sehr große Veränderungen.
Plötzlich wieder wie in der Ausbildung
In meinem Job ist nun alles neu: Die Kollegen, andere Patienten mit einer deutlich kürzeren Verweildauer und anderen Diagnosen, die andere, noch teilweise unvertraute Behandlungen und Pflegemaßnahmen verlangen. Ich fühle mich zwischendurch wie eine Schülerin in der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die Patienten sprechen mich mit meinem Vornamen an, was sich ungewohnt anfühlt. „Schwester Britta“ werde ich gerufen und geduzt. In meiner vorherigen Job war ich Frau Sanders. In der Psychosomatischen Abteilung arbeiten wir Pflegekräfte ja einfach in unserer normalen Kleidung, da hätte die Anrede mit Vornamen zu viel Nähe geschaffen.
Es ist ein anderes Arbeiten als in der Psychosomatischen Abteilung. Es ist nicht besser oder schlechter. Es ist anders.
Die ersten stürmischen Tage gemeistert
Letztens schien es an einem Tag, als zöge ein Orkan durch die Klinik. Das Telefon klingelte ohne Unterlass, die Stationen wurden durchtelefoniert auf der Suche nach freien Betten für Patienten. Die Zentrale Aufnahme schien überzulaufen. Die starken Windböen erreichten auch meine Station. „Oje, krieg ich das hin?“ dachte ich ein paar Mal an diesem Tag. Aber zusammen mit meinen Kolleginnen haben wir es gemeistert. Ich schreibe das nicht einfach so dahin. Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut wir uns ergänzen. Und wie motiviert und engagiert alle sind, wie wir einander helfen und gegenseitig wertschätzen. Bei aller Arbeitsintensität freue ich mich auf die kommenden Dienste mit meinen neuen Kollegen.
Es ist und bleibt eine Herausforderung, seine eingerichtete Komfortzone zu verlassen. Mir gibt es einen anderen Blickwinkel auf die Dinge und die Möglichkeit, mich weiter zu entwickeln. Darüber freue ich mich.
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