Im Juni 2020 begann ich die Fachweiterbildung zur Stationsleitung am Bildungszentrum für Gesundheitsberufe der Asklepios Kliniken in Hamburg. Inmitten der Pandemie und unter den Vorgaben einer ganz neuen Weiterbildungsverordnung startete ich mein Projekt. Für mich war klar: Ich möchte mir neue Skills in BWL und Qualitätsmanagement aneignen. Ebenso wollte ich noch ein wenig über Gesprächsführung dazulernen. Am Ende lernte ich sehr viel über mich.
Es kam alles ganz anders
Ich merkte schon in den ersten Stunden, dass es hier nicht nur um das Wissen aus dem Fachbuch geht, sondern viel mehr um mich persönlich. Ich hörte zum ersten Mal das Wort „Persönlichkeitsentwicklung“. Vor allem hörte ich das erste Mal in meinem Leben: „…und jetzt schließ die Augen, atme tief ein und aus und komme bei Dir an.“ Denn ich sollte meditieren. In diesem Moment dachte ich: „O mein Gott, wo bin ich hier gelandet?“ Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht direkt wieder gehen soll.
Bei der Weiterbildung hörte ich auch zum ersten Mal: „Führung fängt bei Dir selbst an“. Das war für mich in diesem Moment wie eine Kampfansage an mich. Die ersten beiden Module waren die schlimmsten. Ich wollte alles hinschmeißen und vor allem hatte ich absolut keine Motivation, mich mit mir selbst zu beschäftigen. Denn ich hatte doch eine ganz andere Vorstellung von der Weiterbildung.
Aufgeben war keine Option
Doch ich wollte meinen Wunsch „Stationsleitung“ nicht aufgeben und musste weitermachen. Das dritte Modul zum Thema Qualitätsmanagement Stationsorganisation und Kommunikation startete – wegen Corona online. Jeden Tag von 9 bis 15.30 Uhr und stressiger als in Präsenz, weil Technik und WLAN überlistet werden mussten. Alle zwei Monate war ich zwei Wochen lang für die Weiterbildung freigestellt, dazwischen habe ich gearbeitet und in meiner Freizeit gelernt sowie Hausarbeiten geschrieben. Neben der Arbeit wurde somit Lernen ein fester Bestandteil meines Lebens. Zunächst musste ich es aber wieder neu üben, da die Zeit meiner Ausbildung schon länger zurücklag.
Ich bin in vielen Dingen sehr perfektionistisch veranlagt. Das macht mir oft zusätzlichen Druck, gehört jedoch zu meiner Persönlichkeit dazu. Neben Weiterbildungsterminen und Lernen war ich als Praxisanleiterin weiterhin als Ansprechpartnerin für die Auszubildenden auf der Station da, um ihnen fachlich zur Seite zu stehen sowie auch zu diesem Zeitpunkt als stellvertretende Stationsleitung. Alle meine Rollen wollte ich perfekt meistern. Dabei gab es immer wieder Situationen, in denen ich das Gefühl hatte, dass mir alles über den Kopf wächst. Die Verantwortung auf der Station, die Weiterbildung mit den vielen Prüfungen, die Arbeit als Praxisanleiter und mein persönlicher Anspruch, alles perfekt zu meistern.
Die Entscheidung
Mit dem Gedankenanstoß aus der Fachweiterbildung entschloss ich mich im Januar 2021, die Reise der Persönlichkeitsentwicklung ganz bewusst zu beginnen. Es war meine eigene Reise. Ich ließ mich coachen und habe sehr viele Bereiche in meinem Leben beleuchtet und auch in Frage gestellt. Jetzt wusste ich, was der Satz „Führung fängt bei Dir an“ bedeutete.
Plötzlich wurde vieles sehr viel leichter in meinem Leben und auch die Arbeit auf der Station war anders. Ich habe viele Dinge mit anderen Augen gesehen und zu ihnen eine andere Haltung bekommen, so dass die Arbeit auf der Station plötzlich viel leichter wurde.
Im Juni 2021 entschied ich mich dann noch für eine spirituelle Coaching-Ausbildung, welche ich im Januar 2022 begonnen haben. Kurz danach, im März 2022, habe ich nach 18 Monaten die Fachweiterbildung mit einem „sehr gut“ abgeschlossen und war überglücklich.
Mein Fazit
Schön an der Weiterbildung fand ich, dass ich neue Menschen kennengelernt habe und tiefe Verbindungen eingegangen bin. Der bunte Mix aus Menschen und Persönlichkeiten macht die Weiterbildung erst wirklich interessant. Ich kann jedem nur empfehlen, die Weiterbildung zur Stationsleitung am Bildungszentrum für Gesundheitsberufe zu absolvieren. Kein Studium dieser Welt kann einem diese Erfahrung geben. Für mich persönlich war es eine verrückte Zeit, in der ich so viel gelernt habe – vor allem über mich selbst.
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