Ich werde oft gefragt: „Was machst du an den Feiertagen?“ Und oft lautet meine Antwort: „Arbeiten.“ Bei meiner Familie und meinen Freunden führte das anfangs zu Unverständnis. Ich musste immer wieder darauf hinweisen, dass ich in einem Sozialberuf arbeite und ein Krankenhaus niemals geschlossen hat. Schließlich macht eine Krankheit vor Feiertagen nicht Halt.
Besonders an wichtigen Feiertagen wie Weihnachten brauchen Patienten unseren seelischen Beistand. Die Weihnachtszeit ist auch die Zeit, in der viele ältere Patienten ins Krankenhaus kommen. Dies hat aber leider nicht immer etwas mit der Erkrankung zu tun. Sehr oft höre ich von Angehörigen, dass man doch in Urlaub fahren wolle und nicht wisse, wo die an Demenz erkrankte Mutter bleiben könne, da alle Kurzzeitpflegeplätze belegt seien. Da werden den alten oder dementen Menschen, die sich nicht wehren können, von Angehörigen schon mal irgendwelche Erkrankungen angedichtet.
Für mich persönlich ist das ein sehr trauriges Verhalten. Ich konnte und kann das bis heute nicht nachvollziehen. Schließlich hat diese Generation uns großgezogen. Sie hat Respekt und Anerkennung verdient. Gerade zum Fest der Liebe sollte man als Familie zusammenhalten.
Unterstützung durch vertraute Menschen
Generell würde ich mir wünschen, dass Angehörige unsere Patienten mehr unterstützen. Sie könnten zum Beispiel beim Essen anreichen helfen oder bei der Körperpflege unterstützen. Schließlich sind gerade an Demenz erkrankte Patienten besonders auf ihre Angehörigen fixiert.
Im Krankenhaus wird natürlich versucht, an Feiertagen die Belegung etwas herunterzufahren, um Überstunden abzubauen. So werden die fitteren Patienten möglichst nach Hause entlassen. Auf meiner chirurgischen Station zum Beispiel sinkt die normale Belegung von 30 Betten auf etwa 20. Die, die bleiben, sind allerdings häufig so krank, dass sie sich kaum bewegen können. Entsprechend hoch ist der Pflegeaufwand. Auf den internistischen Stationen gelingt es mitunter nicht so gut, die Patientenzahl zu senken. Denn auf diesen Stationen landen die älteren Menschen mit ihren Erkrankungen, die über die Festtage Pflege benötigen.
Bei einer geringen Patientenbelegung wird zudem geschaut, dass das Personal entweder selbst daheimbleibt oder in der Klinik verteilt wird, um wiederum die Überstunden auf anderen Stationen abzubauen. Jeder soll etwas davon haben.
Wunschplan zu Weihnachten
Für die wichtigen Feiertage wie Weihnachten und Silvester gibt es einen Wunschplan auf jeder Station, wo sich das Personal selbst für die Dienste eintragen kann. Ansonsten besteht die Möglichkeit, untereinander zu tauschen. Auf diese Weise soll jedem Kollegen so gut es geht ermöglicht werden, die Feiertage nach seinen Wünschen zu gestalten.
Feiertagsarbeit hat auch Vorteile
Mich persönlich stört das Arbeiten an Feiertagen nicht wirklich. Wenn ich aufgrund meiner Arbeitszeiten zu einer Feier später komme, macht mir das nichts aus. Und einen kleinen Vorteil haben die Feiertagsdienste auch: Es ist eine schöne Ausrede, nicht zu einer Feier zu gehen, zu der man eingeladen ist, falls man keine Lust hat…