Neurologische Stationen sind nicht unbedingt unter den „Top 3“ der Wunsch-Stationen von Pflegenden, wenn es um die fachliche Ausrichtung geht. Ich selbst, so muss ich gestehen, hatte den Bereich in der Vergangenheit auch eher nicht auf dem Radar. Bei Neurologie haben viele Pflegekräfte schnell die typischen Patienten mit Schlaganfall, schlechter Prognose, großer Pflegeabhängigkeit ohne Aussicht auf Fortschritte vor Augen. In den vergangenen Jahren habe ich mich dann aber sowohl pflegewissenschaftlich als auch pflegepraktisch durch die Arbeit auf einer neurologischen Station mit diesem Bereich auseinandergesetzt. Und ich habe meine Sicht geändert.
Warum neurologische Pflege besondere Beachtung verdient
In der Neurologie werden Patienten mit unterschiedlichsten Erkrankungen des Nervensystems behandelt und pflegerisch versorgt. Dabei hat man es logischerweise, wie letztlich überall im Krankenhaus, mit einer ordentlichen Bandbreite zu tun. Dazu gehören nicht nur, aber natürlich auch schwerstbetroffene, pflegebedürftige Patienten. Allerdings kann gerade hier die Pflege zeigen, was sie kann. Pflegetherapeutische Konzepte können zum Beispiel darauf abzielen, dass der Patient seine Selbständigkeit wiedererlangt. Auf diese Weise leistet die Pflege einen großen Beitrag zur Rehabilitation von Patienten. Pflege ist hier Therapie. Und den Erfolg sieht man auch, was einen dann auch selbst motiviert.
Pflegekonzept für Neurologie – nicht nur Theorie
Um die Besonderheiten der neurologischen Pflege transparent darzustellen und ein gemeinsames Pflegeverständnis bei der Versorgung der Patienten zu fördern, entwickeln wir in Altona derzeit ein neues Konzept. Dabei arbeite ich eng mit den pflegerischen Experten der Abteilung zusammen, damit wir am Ende ein möglichst praxisnahes Pflegekonzept bekommen, und nicht nur ein Stück Papier.
Qualifizierung- und Spezialisierung in der Neurologie
Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es nicht nur für die schon lange etablierten Bereiche wie Anästhesie- und Intensivpflege oder Onkologie, sondern auch für die Neurologie: Hier bei uns in Hamburg sind das vor allem die Fachqualifikationen Stroke Nurse und neurologische-neurochirurgische Frührehabilitation. Aber auch Fortbildungen in Kinästhetik, Bobath und Basale Stimulation eröffnen den Pflegenden spezialisierte Handlungsspielräume durch besondere Fachkenntnis und Fertigkeiten.
Neurologie als optimaler Einsatzort für Auszubildende
In der Neurologie können zudem alle Aspekte des gesamten Pflegeprozesses optimal gezeigt und gelernt werden. Die individuelle Einschätzung des Pflegebedarfs mit anschließender Planung und Durchführung der geeigneten Pflegeinterventionen lassen sich hier besonders gut sehen und vermitteln. Das ist auch der Grund, warum wir aktuell an einem Konzept arbeiten, wie man hier einen besonderen Lernort für Auszubildende gestalten kann. Aus meiner Sicht ist die Neurologie nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in der Pflegeentwicklung ein absolut spannendes Tätigkeitsfeld!
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