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Psychiatrie: Arbeiten hinter verschlossenen Türen

Autor:
Psychiatrie

VON LAURA BÖTTCHER

Arbeiten in der Psychiatrie: Bei diesen Stichworten denken viele Leute aus meinem Bekanntenkreis als erstes an alte Backsteinhäuser mit gruseligen Verrückten, so wie man es in einigen Filmen sieht. Auch ich dachte zu Beginn meiner Ausbildung ehrlich gesagt ähnlich darüber. Doch im Laufe der Jahre der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung konnte ich mich näher mit dem Fachgebiet auseinandersetzen und mir ein eigenes Bild machen.

Auf der psychiatrischen Station des Asklepios Fachklinikums Lübben, auf der ich seit Oktober 2017 arbeite, ist es nicht immer so, dass die Türen nach draußen verschlossen sind. Das richtet sich nach den Patienten und seinen Erkrankungen. Im ersten Moment wirkte es ungewohnt auf mich, hinter geschlossenen Türen zu arbeiten und Patienten nach Absprache von der Station zu lassen. Aber das wurde schnell zur Gewohnheit.

Nach der Ausbildung als Neuling in die Psychiatrie

Schon während meiner praktischen Einsätze auf der Akut- und Gerontopsychiatrie faszinierten mich die verschiedenen Krankheitsbilder sehr. Die Akutpsychiatrie beschäftigt sich zum Beispiel mit der Behandlung von Psychosen, in der Gerontopsychiatrie geht es um psychische Erkrankungen älterer Menschen. Nach Abschluss meines Examens beschloss ich, auf der Suchtstation zu arbeiten. Dies war natürlich am Anfang eine große Umstellung für mich. Der überwiegende Teil der praktischen Einsätze während der Ausbildung bestand aus Somatik, also dem Bereich der körperlichen Erkrankungen. Daher fehlte mir viel Erfahrung im Umgang mit psychisch kranken Patienten. Natürlich wurde mir in der Ausbildung Wissen dazu vermittelt, allerdings war das Thema „Psychiatrie“ meiner Meinung nach sehr knapp gehalten.

Auch war es für mich anfangs schwierig das Thema „Sucht“ als Krankheitsbild zu verstehen. Ich musste mich langsam daran herantasten und teilweise nochmal in meinen Prüfungsunterlagen und Pflegebüchern nachblättern. Auch die Aufenthaltsdauer der Patienten sollte man mitbedenken. Die Patienten verweilen hier eher mehrere Wochen (nicht wie in der Somatik mehrere Tage). Wer auf der Psychiatrie arbeitet, sollte sich darüber im Klaren sein.

Auch die vielen verschieden Medikamente (etwa Neuroleptika) sorgten anfangs für etwas Verwirrung bei mir. Ich musste oft nachlesen, wann denn nun tatsächlich welches Medikament gegeben wird und welcher Effekt damit erzielt werden soll. Dies ist natürlich bei jedem anderen Medikament genauso, ich musste mich erst einarbeiten.

Pflege in der Psychiatrie – ein komplexes Aufgabengebiet

Pflegetätigkeiten wie etwa Ganzkörperpflege, Wundversorgung, Wechsel von Inkontinenzmaterial usw. bleiben eher die Ausnahme, kommen aber durchaus vor. Allerdings sind andere Kompetenzen gefragt – etwa die Patientenbeobachtung und zum Beispiel das Handeln in Krisensituationen. Dazu zählt beispielsweise auch das deeskalierende Handeln, welches mir persönlich am schwersten fiel, da man lernen muss zu erkennen, wann eine Grenze beim Patienten erreicht ist, um eine Eskalation und deren mögliche Folgen zu verhindern.

Immer am Ball bleiben

Auch besondere Situationen wie etwa Fixierungen waren neu für mich. Anfangs fühlte ich mich sehr unsicher, auch im Umgang mit bereits fixierten Patienten. Was neben entsprechenden Fortbildungen und Literatur hilfreich ist, sind vor allem Gespräche mit Kollegen. Diese können häufig aus langjähriger Erfahrung wertvolle Tipps und Hinweise mit einem teilen. Wer gelernte Tätigkeiten über einen langen Zeitraum nicht mehr macht, vergisst Teile davon irgendwann. Deshalb ist es wichtig, dies auch im Hinterkopf zu haben und entsprechend Fortbildungsangebote und Schulungen auch wahrzunehmen.

Und was ist mit mir selbst?

Ich war anfangs teilweise echt schockiert über einige Patientenschicksale. Ich denke, es ist dabei wichtig, dem Patienten Empathie entgegen zu bringen. Allerdings bemerke ich auch, dass es wichtig ist, Schicksale, Patientengeschichten oder Krisensituationen nicht zu nah an sich heranzulassen. Ich musste mir angewöhnen, wirklich nach der Arbeit für mich selber einen „Cut“ zu schaffen, um emotional runterfahren zu können. Am besten klappt das für mich, wenn ich nach Hause komme und erstmal eine Runde mit meinem Hund spazieren gehe. Ich denke, jeder sollte versuchen, so einen Weg für sich zu finden, um abschalten zu können. Natürlich gilt das nicht ausschließlich für die Arbeit in der Psychiatrie, sondern auch in allen anderen Bereichen. Aber in der Psychiatrie spielen die Lebensgeschichten und Krisen der Patienten eine viel größere Rolle (um beispielsweise einen Auslöser für eine Suchterkrankung zu erkennen). Demnach setzt man sich auch mehr damit auseinander und es besteht vielleicht die Gefahr, dass man dabei das „Abstand halten“ vergisst.

Foto: Laura Böttcher

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