In Krankenhäusern wird rund um die Uhr gearbeitet. 24 Stunden, 365 Tage im Jahr. Auch an Feiertagen. Für die meisten Menschen hat die eigentliche Weihnachtszeit noch nicht begonnen. Im Krankenhaus sieht das anders aus.
Wer arbeitet an den Feiertagen?
Ungefähr sechs Wochen vor Monatsbeginn sollen die vorläufigen Dienstpläne für die Kollegen stehen. Ich schreibe diesen Beitrag am 14. Oktober. Die meisten Dienstpläne sind also schon fertig und liegen bei den Betriebsräten der Krankenhäuser, um die notwendigen Genehmigungen einzuholen.
Schon im Laufe des Septembers versuchen die Kollegen, sich zu einigen, wer welche Dienste macht. Auf den meisten Stationen im Krankenhaus wird sich abgewechselt. Das bedeutet: Wer im letzten Jahr Weihnachten gearbeitet hat, hatte Silvester frei. Dieses Jahr ist es dann umgekehrt. Es ist eine Situation, die viele Diskussionen mit sich bringt, denn nicht nur Kollegen und Kolleginnen mit Kindern wollen an Weihnachten mal frei haben. Da locken auch die Feiertagszuschläge nicht unbedingt.
Und wie ist es nun, an den Feiertagen zu arbeiten?
In der Regel wird Weihnachten und auch Silvester in der Mindestbesetzung gearbeitet, die auch für Wochenenden gilt. Welche das ist, variiert von Station zu Station. Das heißt aber, eher weniger Personal als an Werktagen. Nun habe ich bis vor Kurzem in der Psychiatrie gearbeitet, dort haben Psychologen, Ergotherapeuten und Sozialdienstmitarbeiter immer frei. Die Ärzte arbeiten in einer Minimalbesetzung und sind nur für Notfälle abrufbar. In der Somatik gibt es ärztlicherseits kurze Visiten, um Verlaufskontrollen durchzuführen, geplante Operationen und Untersuchungen finden allerdings nicht statt.
Das klingt im ersten Moment anstrengend für das größtenteils auf sich gestellte Pflegepersonal. Bei Notfällen ist es das auch, egal ob in der Somatik oder Psychiatrie. Es ist aber vor allem eine Zeit mit vielen schönen Momenten. Auf der Station, auf der ich zuletzt arbeitete, werden junge Menschen mit Persönlichkeitsstörungen behandelt. In deren Vergangenheit, oft innerhalb der Familien, ist vieles schief gelaufen. Gerade die Weihnachtszeit wird deswegen als Belastung erlebt. Wir versuchen gerade diesen Patienten zu zeigen, dass es auch anders geht.
Der Weihnachtsabend im Krankenhaus
Einige Patienten in der Psychiatrie fahren an den Nachtmittagen zu ihren Familien oder bekommen Besuch. Mit denen, die im Krankenhaus bleiben, wird eine kleine Weihnachtsfeier veranstaltet. Es wird gemeinsam gekocht und gegessen – und damit versucht, auch mal die Gedanken von den eigenen Problemen abzulenken. Eine größere Weihnachtsfeier mit Geschichten lesen, singen und in einem Jahr sogar mit Julklapp findet immer schon vor den Feiertagen statt.
Die Weihnachtszeit ist in unserer Gesellschaft eine Zeit, in der versucht wird, Konflikte aufzusparen, friedlicher miteinander zu sein. Das ist auch im Krankenhaus zu spüren. Es führt allerdings auch dazu, dass sich Druck aufstaut, das merken wir bei den Patienten besonders. Oft entlädt sich dieser Druck dann zum Ende der Feiertage und es sind mehr Kriseninterventionen, mehr Gespräche notwendig.
Wie so vieles hat die Weihnachtszeit nicht nur zu Hause, sondern auch im Krankenhaus schöne und nicht so schöne Seiten. Es ist nicht möglich, eine Bilanz zu ziehen und zu entscheiden, ob das Schöne oder das Anstrengende überwiegt. Die Vielfalt ist es, die auch an dieser Stelle die Arbeit im Krankenhaus zu etwas ganz Besonderem macht.
Foto: privat