Was bedeutet überhaupt die Abkürzung PpUG? Die Abkürzung PpUG steht für Pflegepersonaluntergrenze. Das Bundesgesundheitsministerium hat 2019 für das Pflegepersonal ein Stärkungsgesetz entwickelt, um in pflegesensitiven Bereichen eine Personaluntergrenze einzuführen. Seit 2020 wurden die Regelungen erweitert und gelten für die Fachabteilungen ab Januar 2023. Doch was heißt das im Klinikalltag?
Die Festlegung der Pflegepersonaluntergrenzen erfolgt anhand der maximalen Anzahl der Patienten der jeweiligen Station pro Pflegekraft. Es wird dabei zwischen Tag- und Nachtschicht unterschieden. Zudem kommt es auf die verschiedenen Fachdisziplinen an. Dazu gehören die Intensivmedizin, allgemeine Chirurgie und Unfallchirurgie, Geriatrie, Innere Medizin und Kardiologie, Herzchirurgie, Neurologie, Pädiatrie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Rheumatologie und Urologie. Was meine unfallchirurgische Station angeht, kommen wir in der Tagschicht auf zehn Patienten pro Pflegekraft. In der Nachtschicht sind es 20 Patienten pro Pflegekraft. Somit soll eine Mindestbesetzung von drei examinierten Pflegekräfte bei momentan 30 Patienten gewährleistet werden.
Wie wird sichergestellt, dass die Untergrenze eingehalten wird?
Die Kliniken müssen monatlich einen Durchschnittswert der Personalbesetzung ermitteln. Dabei wird zwischen verschiedenen Stationen und Schichten unterschieden. Geprüft wird dies durch unabhängige Wirtschaftsprüfer. Sobald die Vorgaben nicht eingehalten werden, müssen die Kliniken Vergütungsabschläge hinnehmen. Ausnahmen von der PpUG erlauben beispielsweise Epidemien, wie im Moment die Coronapandemie.
Untergrenze oder doch Obergrenze?
Ist eine Pflegeuntergrenze hilfreich für die Pflege oder ist es eher eine Obergrenze für manche Kliniken? Ich sehe die Untergrenze etwas kritisch, da ich mir vorstellen könnte, dass einige Kliniken nur bis zur Untergrenze einstellen und nicht mehr darüber hinaus. Denn mehr Pflegekräfte sind auch mit mehr Personalkosten verbunden. Unsere Asklepios Klinik Lich hat das Ziel, über die Untergrenze hinaus Personal einzustellen, worüber ich sehr erfreut bin. In Zeiten des Pflegenotstandes ist es auch ein nötiges und wichtiges Zeichen für die Mitarbeiter. Mein Appell an unsere Politik ist die Umbenennung des Wortes: Untergrenze in zum Beispiel eine Mindestbesetzung für die Pflege und gerne darüber hinaus. Dazu sollte es ein Bonusprogramm geben, das Kliniken, die überdurchschnittlich viel Pflegepersonal einstellen, belohnt.
Fotos: Fotolia / Megaflopp, Nora Jung