VON C.H.
Warum ich auf der Palliativstation arbeite? Es ist für mich das Sinnvollste, was ich tun kann. Die Zerbrechlichkeit des Menschen, seine Schutzlosigkeit in dieser Lebensphase berühren mich zutiefst. Und auch das Vertrauen, das er mir entgegenbringt. Vertrauen verbunden mit der Hoffnung, dass wir sein Elend lindern. Es ist meine Aufgabe, diese Menschen zu begleiten auf ihrem letzten, vielfach schwierigen Weg, ihnen mit Achtsamkeit zu begegnen und ihnen Raum zu geben für notwendige Fragen.
Antworten suchen bei uns auch die Angehörigen, um die wir uns auf der Palliativstation auch kümmern. Sie dürfen einen Teil der Verantwortung bei uns lassen.
Bis zum letzten Atemzug
Jahrelang war ich selbst pflegende Angehörige. Die Liebe meines Lebens war tödlich erkrankt. Ich habe gehofft, gebangt, gelitten und am Ende den letzten Atemzug miterlebt. Nichts hat mich tiefer getroffen, nichts hat mich mehr geprägt.
Da ich beide Seiten kenne, die Sicht der Angehörigen und die Sicht des Profis, fällt es mir leichter, mich einzufühlen, aber auch Grenzen zu kennen und einzuhalten. Zu erleben, wie ein Mensch immer durchscheinender wird, der Körper immer schwächer, und im gleichen Maß unsere Verantwortung steigt, ihn in Obhut zu nehmen, auf ihn aufzupassen, seine Körpersprache zu lesen und ihm zu geben, was er am Ende braucht – dafür gibt es kaum Worte.
Wo möchte ich sterben?
Es gibt Menschen, die weder zu Hause noch im Hospiz sterben möchten, sondern sich bewusst für unsere Station entschieden haben. Es ist mir ein Anliegen, dass die Hinterbliebenen sagen können: Es war die richtige Entscheidung.
Vor 24 Jahren, als ich von meinem Partner Abschied nehmen musste, gab es noch keine Palliativstation. Ich wäre damals froh gewesen über diese Form der Begleitung und Unterstützung. Gut, dass sich die Zeiten geändert haben.
Foto: C.H.