Warum Pflegefachkraft werden und bleiben? Gründe, die dagegen sprechen, gibt es viele. Der Schichtdienst, der Lohn im Verhältnis zur Verantwortung, der Personalmangel, die gesundheitspolitische Entwicklung und die Abrechnung nach Fallpauschalen. Trotzdem arbeiten etwa 500.000 Menschen deutschlandweit in den verschiedenen Pflegeberufen.
Warum sie das tun, das erklären einige meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen aus dem Pflegepädagogikstudium am Institut Bildung und Beratung Bethel. Sie sind in völlig verschiedenen Bereichen tätig, unterschiedlich lange im Beruf und bunt gemischt, was das Alter angeht. Ihre Antworten haben sie mir zugeschickt – und manchmal haben auch weitere Freunde aus der Pflege ihren Beitrag geliefert. Ich habe mich bemüht, möglichst wenig umzuformulieren. Aber lest selbst: erst die jeweiligen Gründe für die Berufswahl und dann die Gründe zu bleiben.
Warum bist Du Pflegefachkraft geworden und es bis heute geblieben?
Fatma, Gesundheits- und Krankenpflegekraft seit 2008, zurzeit in der Notaufnahme tätig:
• Zunächst hat es mir meine Schwester empfohlen. Sie sagte zu mir, man könne vieles machen im weiteren Verlauf, was ja auch der Wahrheit entspricht, zum Beispiel in Funktionsabteilung arbeiten etc. Unser Beruf ist vielfältig, man kann in verschiedene Fachrichtungen wechseln, er ist abwechslungsreich. Ich habe mich selber auch weiterentwickelt und bin selbstbewusster geworden.
• 1. Weil ich gut darin bin.
2. Weil die Menschen unsere fachlichen Kompetenzen brauchen.
3. Weil wir wichtig sind!
Manfred, Gesundheits- und Krankenpflegeexamen Februar 2011, forensische Psychiatrie:
• Es gibt diverse Bereiche und verschiedene Arbeitsfelder, Möglichkeiten der Fortbildung und Spezialisierung. Jeder kann einen passenden Aufgabenbereich finden. Ich bin mit der Bezahlung zufrieden, am Betreuungsschlüssel muss gearbeitet werden. Gute Pflegekräfte bekommen von den Patienten oft ein tolles Feedback, diese Motivation ist wichtig.
• Der Beruf passt zu mir: Ich arbeite gern mit Menschen, kann einfühlsam sein, aber auch konsequent. Ich bin bereit, mein Wissen in Frage zu stellen und zu aktualisieren. Schichtsystem ist okay für mich.
Andrea, seit 33 Jahren Krankenschwester und Teamleitung in der Neurologie:
• Mich hat damals die Verantwortung, Abwechslung und Teamarbeit gereizt.
• Die Hoffnung auf bessere Umstände, das Mehr an Verantwortung als Teamleitung und Mangel an Alternativen halten mich im Beruf, denn welcher Beruf beinhaltet so viele Herausforderungen?!
Serpil, zwei Kinder, Krankenschwester in der Gastroenterologie, seit 1990 dabei:
• Das berühmte Klischee: Weil ich anderen Menschen helfen möchte.
• Im Moment spricht ehrlich gesagt ganz viel dagegen, Pflegekraft zu bleiben. Aber mir fehlt der Mut zur Veränderung.
Michaela, dabei seit 1996, zwei Kinder, Stationsleitungsvertretung einer pulmonologischen Station (Lungenheilkunde):
• Krankenschwester wollte ich werden, seitdem ich klein war und mit meiner Tante oft Krankenhaus gespielt habe. Dann wollte ich Krankenschwester werden, um im Ausland zu helfen. Dazu ist es aber nie gekommen, der Liebe wegen…
• Warum Krankenschwester bleiben? Der Umgang mit Menschen, die Liebe zum Beruf… täglich neue Situationen zu haben, der Job ist nie langweilig.
Martina, Krankenschwester seit 1993, inzwischen Praxisanleiterin:
• Geprägt durchs Jugendrotkreuz fand ich das Gebiet schon immer spannend. Da ich mein ursprünglich geplantes Studium selber finanzieren wollte, entschloss ich mich zur Ausbildung. Wollte dann Gelerntes auch als Examinierte anwenden und so zwei Jahre arbeiten.
• Es wurde immer spannender, da es jeden Tag, bei jedem Patienten neue, zu Dienstbeginn noch nicht klare Herausforderungen zu bewältigen gibt. Man hat als Pflegekraft sehr viele Möglichkeiten, ein pflegerisches Ziel zu erreichen. Die Erfolge, die am Patienten allein durch pflegerische Interventionen erreicht werden, können einem trotz aller Umstände immer wieder aufs Neue Bock auf den Beruf machen. Man kann auch einfach Spaß in und an diesem Beruf haben.
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