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Wer hat eigentlich dieses Gesetz gemacht?

Autor:
Pausenbrot

„Unter Gesetz versteht man inhaltlich jede Rechtsnorm, welche menschliches Verhalten regelt und förmlich jeden Willensakt, welcher im Gesetzgebungsverfahren zustande gekommen ist.“ Wikipedia
Aber es gibt auch Gesetze, die anderen Gesetzmäßigkeiten folgen. Zumindest lehrt das die Erfahrung in der Notaufnahme.

Beispielhaft schildere ich folgenden Ablauf, der zu jeder Tag- oder Nachtzeit, zu jeder Schicht immer wieder passiert, zum Beispiel der Frühdienst: Dienstbeginn, wir starten den Tag in der Notaufnahme. Bereiten die Untersuchungszimmer vor, füllen fehlendes Material auf. Die ersten kleinen und großen Patienten erscheinen. Einbestellte Patienten, Patienten mit einer Einweisung von ihrem Kinderarzt, Notfallpatienten, die entweder von ihren Eltern oder dem Rettungswagen gebracht werden. Die Frühschicht nimmt Fahrt auf. Alles läuft routiniert. So langsam kommt die Mittagszeit. Der Hunger meldet sich. Keine Zeit, noch ist man mittendrin in den Arbeitsabläufen. Der Magen knurrt, es geht immer noch nicht. Blutproben müssen in das Labor gebracht, Telefonate erledigt werden, die Patienten werden weiterhin versorgt.

Zeitfenster zum Verschnaufen

Aber dann kommt irgendwann doch dieses kleine Zeitfenster, wo man sagen kann, jetzt können wir etwas essen, Beine kurz ausruhen, einmal durchatmen. Man packt sein Essen aus und freut sich auf den ersten Bissen. Die ärztliche Kollegin läuft kurz in die Cafeteria, um einen leckeren Kaffee, belegte Brötchen und etwas Süßes zu holen. Der erste Bissen voller Genuss ins Pausenbrot – und dann passiert mit schöner Regelmäßigkeit Folgendes:

Kaum hineingebissen, den Geschmack des belegten Brotes auf der Zunge, hören wir schwere Schritte über den Flur stapfen, manchmal begleitet von eindringlichen Signaltönen vom Monitor. Die Rettungssanitäter kommen mit einem neuen Patienten.

In der Notaufnahme wird der Kaffee kalt

Also schnell noch einmal abgebissen, einen hastigen Schluck vom heißen Getränk, bei dem man sich leicht die Zunge verbrüht, und wir widmen uns freundlich professionell wie immer dem kleinen Patienten mit seinen Sorgen und Nöten. Die Pause muss verschoben werden. Natürlich wird grundsätzlich darauf geachtet, dass jeder Mitarbeiter seine gesetzlich gesicherte Pause einhalten kann. Doch Notfälle bringen die Pausenzeiten allerdings mitunter durcheinander.

Wir arbeiten routiniert weiter und haben Hunger, Durst und den Schmerz auf der Zunge einfach weggeschoben. Die Arbeit in der Notaufnahme nimmt wieder Fahrt auf. Der Kaffee wird kalt, die Schorle warm und das Brot trocken. Zwischendurch bleibt ein Moment, um einen Schluck zu trinken oder einen Happen zu essen. Aber der Genuss ist weg, der Hunger zum Glück auch.

Schichtwechsel

Dann kommt die nächste Chance: Das Wartezimmer ist fast leer und die Kollegen vom Spätdienst haben Eis mitgebracht. Das Wasser läuft uns allen im Mund zusammen. Der erste Löffel zerschmilzt gerade auf der Zunge, da hören wir wieder die schweren Schritte über den Flur stapfen, manchmal begleitet von eindringlichen Signaltönen vom Monitor. Die Rettungssanitäter kommen mit einem neuen Patienten.

Der Spätdienst nimmt seinen Lauf. Die Notfälle werden versorgt, Beratungsgespräche am Telefon geführt, Bestellungen an die Apotheke geschrieben. Langsam wird es Mitternacht, Feierabend für die Kinder-Notaufnahme. Ab 24 Uhr bis zum nächsten Morgen übernimmt die Kinderstation die Notfälle. Zwei von unseren drei Untersuchungszimmern sind schon aufgeräumt. Wir sind in den letzten Zügen, haben den Feierabend schon im Blick. Und dann hören wir wieder die schweren Schritte über den Flur stapfen, manchmal begleitet von eindringlichen Signaltönen vom Monitor. Die Rettungssanitäter kommen mit einem neuen Patienten.

Da ist der Wurm drin

In der Notaufnahme läuft es nach diesem einen Gesetz: Murphys Gesetz. Wikipedia schreibt dazu: „Murphys Gesetz ist eine auf den US-amerikanischen Ingenieur Edward A. Murphy jr. zurückgehende Lebensweisheit, die eine Aussage über menschliches Versagen bzw. über Fehlerquellen in komplexen Systemen macht.“ Ich persönlich finde aber, die Zeitschrift GEOLINO beschreibt es viel besser: „Ihr habt euch ein leckeres Marmeladen-Brot geschmiert und wollt gerade herzhaft hineinbeißen – da klingelt das Telefon.“

Ich bin mir fast sicher, dass es den Rettungs- und Notfallsanitäter genauso geht. Wenn sie eine Pause machen, um sich das wohlverdiente Frühstück schmecken zu lassen, wird ein Signal durch den Pausenraum gehen und der Leiter wird laut: „Einsatz!!“ rufen.

Foto: Christiane Langhals

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