Lange habt ihr nichts von mir gehört, da ich einige Zeit selbst erkrankt war. Aber ich bin euch noch eine Antwort schuldig, wie es bei uns in der Klinik im Herbst weitergegangen ist.
Nachdem meine Station im vergangenen Jahr vorübergehend zur COVID 19-Station geworden war, konnten wir im Oktober 2020 nach sechs Monaten wieder zum Normalzustand zurückkehren. Meine Station, die H102 Geriatrie und Traumatologie der Asklepios Klinik Nord in Hamburg, wurde wiedereröffnet. Die Corona-Zahlen waren soweit rückläufig, sodass dies erfreulicherweise wieder möglich war.
Rückkehr zum Normalbetrieb
Endlich, dachten ich und mein Team, endlich wieder mehr als nur Notfallversorgung aufgrund eines kritischen Allgemeinzustandes. Wir hatten dennoch größte Mühe, uns nach einem halben Jahr wieder in die ehemals gewohnten Prozesse zu integrieren. Zudem haben uns in der Corona-Krise einige Mitarbeiter verlassen, sodass das Team im Findungsprozess war. Die Patientenversorgung und die erhöhten Anforderungen an den Fachbereich – in der Geriatrie ist der administrative Aufwand vergleichsweise groß – führten zunächst wieder zu einem Lernprozess, der aber allen Beteiligten Freude machte.
Schrecken ohne Ende?
Für unsere geriatrischen Patienten galt ein enges COVID 19-Testregime, das im Behandlungsteam unter Federführung des ärztlichen Dienstes verabschiedet worden war. Damit sollte die Gefahr eines Corona-Ausbruchs gebannt werden. Leider gelang uns dies nur für zirka vier Wochen, bis die erste Patientin positiv getestet wurde. Das war Ende November.
Trotz Einhaltung aller Regularien zum Infektionsschutz konnten wir nicht verhindern, dass ein Großteil unserer Patienten sich binnen der nächsten fünf Tage infizierte. Einige von ihnen verstarben. Es waren sehr traurige Wochen. Die Kollegen waren verzweifelt und hatten mit Schuldgefühlen zu kämpfen, da sich der eine oder andere ebenfalls noch infiziert hatte – und womöglich auch andere ansteckte. In einer großen Aussprache konnten wir erkennen, dass wir die Situation nicht mehr aufhalten konnten. Mein Team war sehr aufgewühlt. Mit der Klinikhygiene gingen wir die getroffenen Schutzmaßnahmen noch einmal durch. Bei der Evaluation wurde bestätigt, dass niemand einen Fehler gemacht hatte. Dieses Ereignis führte uns einmal mehr vor Augen, wie tückisch dieses Virus doch ist.
Nach etwa acht Wochen hatten wir auch diese Situation gemeistert und hofften darauf, einmal durchatmen zu können. Wie es weiter ging? Das erzähle ich im nächsten Beitrag.
Foto: Unsplash/ Jievani Weerasinghe